Bitte beachtet die folgenden Hinweise.
Seit einigen Jahren wird über einen deutlichen Anstieg belastungsabhängiger Rhabdomyolysen bei Gesunden nach sportlicher Aktivität berichtet - aktuell ist von "volksgesundheitlichen Bedenken" die Rede.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27731596https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27604073http://www.amjmed.com/article/S0002-9343(16)31206-2/pdf
Deutschsprachige Weißkittel setzen mal wieder auf bequeme Beschwichtigungsrhetorik und behaupten, belastungsabhängige Rhabdomyolysen wären nur mit Extremsport verbunden, eine "absolute Rarität" und bei Fallberichten aus den USA nicht mit Muskelbiopsien untermauert.
https://www.derstandard.de/story/200006 ... -zerfaelltSie ignorieren leider, dass auch Gesunde mit moderater sportlicher Aktivität und unauffälliger Muskelbiopsie betroffen sind.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3079448/Sie ignorieren auch, dass die belastungsabhängige Rhabdomyolyse mit metabolischen Myopathien assoziiert ist, wiederholt auftreten kann und nicht mal einer sportlichen Betätigung bedarf: bei Vorbelasteten reichen Muskelverletzungen nach geringer bis mäßiggradiger Arbeitsbelastung/Aktivität aus, um eine subklinische Rhabdomyolyse zu triggern (siehe Punkt 8:
http://sportmedschool.com/journal-club- ... omyolysis/).
Da Muskelbiopsien eben keinen verlässlichen Nachweis erbringen, stützen sich Ärzte bei der Diagnosestellung meistens auf erhöhte C(P)K-Werte (sekundär LDH, Myoglobin (nur in den ersten 6 Stunden verlässlich) oder Hämoglobin/Hämatokrit bei V. a. degenerierte Erythrozyten). Differentialdiagnostisch ist hierbei wichtig, dass der C(P)K-Wert mind. fünfmal höher sein sollte als der obere Normwert. Autoren schränken ein, dass die Höhe des C(P)K-Werts keinen Rückschluss auf das Ausmaß der akuten Muskelnekrose zulässt.
Die Symptome einer belastungsabhängigen Rhabdomyolyse sind primär Fatigue, Muskelschmerzen, Schwäche und dunkler Urin. Sie können von Übelkeit, Konzentrationsstörungen, Schwellungen oder Niereninsuffizienz begleitet werden. Ein diagnostisches Hindernis besteht darin, dass diese unspezifischen Zeichen verzögert einsetzen, nach einigen Tagen bis wenigen Wochen wieder abklingen und von Betroffenen unterschätzt oder von Ärzten nicht korrekt zugeordnet werden.
Was hat das Ganze mit den Fluorchinolonen zu tun?
1. Der Fall, den Spacerat in seinem post zitiert, ist ein gutes Beispiel für eine belastungsabhängige Rhabdomyolyse: der Betroffene erlitt nach jeder sportlichen Belastung verzögert einsetzende Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Fatigue, bis er schließlich sein Pensum komplett herunterfahren musste. Auch die Skiathletin in Spacerats anderem post sagt, sie kann postflox nur noch an guten Tagen zwei Stunden ohne Einschränkungen trainieren (immerhin).
2. Schorsch sagt: "Ich für mich habe festgestellt das man es am Tag der Belastung schlecht feststellen kann, ob man schon überlastet hat. Das kommt erst 2-3 Tage später."
Fallberichte verdeutlichen, dass sich die Symptome einer belastungsabhängigen Rhabdomyolyse 1-3 Tage nach Belastung bemerkbar machen.
Bekanntlich ist der C(P)K-Wert etwa 2-3 Tage nach einer belastungsabhängigen Rhabdomyolyse am Höchsten:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... 6000151F2/3. Wie wir wissen, können FC eine Rhabdomyolyse verursachen und/oder das Muskelgewebe durch Kollagenverlust und Tendopathien nachhaltig schädigen.
FC können zudem eine hämolytische Anämie verursachen, wodurch eine Degeneration der Erythrozyten gegeben ist (welche im Rahmen belastungsabhängiger Rhabdomyolysen ebenfalls eine Rolle spielen). FC können auch den Ranyodin-Rezeptor (RYR1) hemmen (siehe Studienauswahl), welcher die Freisetzung intrazellulärer Calcium-Speicher reguliert. RYR1-Mutationen spielen als genetische Ursache belastungsabhängiger Rhabdomyolysen eine zentrale Rolle (siehe Studienauswahl).
4. Der pathobiochemische Vergleich zeigt, dass chronische Zellschäden durch FC für eine belastungsabhängige Muskelnekrose prädisponieren:
- Gefloxte Zellen sind durch toxische Membranschäden, mitochondriale Dysfunktion, ATP-Mangel und intrazelluläre Calciumüberlastung charakterisiert und somit in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1472211/- Bei der belastungsabhängigen Rhabdomyolyse kommt es in der Muskelzelle zum selben Problem: Membranschäden, Mitos überfordert, ATP runter, Calcium rauf:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... e/fig0010/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... 6000151F1/Werden also gefloxte Muskelzellen durch körperliche Aktivität belastet, tanken sie mehr Calcium als sie vertragen, machen Stress und geben im worst case den Löffel ab.
Aus den o. g. Gründen riskieren Gefloxte im Belastungsmodus schneller eine Rhabdomyolyse als Gesunde.
Damit steigt das Risiko für Rückschläge und (bei wiederholter Belastung) fortschreitende Schädigungen der Skelett- und Herzmuskulatur.
Ich sage nicht, dass Schonung der beste Weg ist.
Aber es zeigt sich, dass Regenerationsbemühungen bei Gefloxten durch physische Belastung erheblich gestört werden können.
Das gilt zumindest, solange das Ausmaß subzellulärer Schäden unklar ist und man ohne medizinische (nicht physiotherapeutische!) Absicherung trainiert.
In dieser Hinsicht müssen Gefloxte mindestens ebenso viel Vorsicht walten lassen wie in bezug auf die Ernährung.
(Apropos Ernährung: Die Wirksamkeit des von euch empfohlenen Hanfproteins ist nicht ausreichend belegt:
"Hanfsamen werden in der Werbung und in Internetforen zahlreiche gesundheitliche Wirkungen zugesprochen. Unter anderem sollen sie dazu beitragen, dass sich die Muskeln nach einer Belastung erholen, und sowohl beim Abnehmen helfen als auch den Blutdruck den Cholesterinspiegel sowie den Blutzuckerwert senken. Dies ist aber wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Daher hat die EU bislang keine Aussage zu einer etwaigen Gesundheitswirkung von Hanfsamen (Health-Claim) erlaubt."
https://www.verbraucherzentrale.de/wiss ... ttel-12881)
Kurz noch zum Abschluss:
- Fluoracetat verursacht einen erhöhten Calcium-Influx
http://downloads.hindawi.com/journals/j ... 717296.pdf- Der Fluorgehalt des Plasmas steigt mit zunehmender körperlicher Belastung und beeinträchtigt die Ausscheidungsfähigkeit der Nieren
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4652279/Fluor und Fluorchinolone binden Eisen - womöglich auch jenes Eisen, welches dem Blut als Häm-Gruppe eine rote Farbe gibt und ein fester Bestandteil des Myoglobins ist.
https://www.youtube.com/watch?v=oipksRhISfMhttps://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4571980/Die Funktion des Myoglobins besteht normalerweise darin, das Muskelgewebe über sauerstoffbindendes Eisen mit Sauerstoff zu versorgen.
Auch die Erythrozyten besitzen eine Häm-Gruppe (Hämoglobin) und versorgen hierüber das Blut mit Sauerstoff. Auch sie sind in belastungsabhängige Rhabdomyloysen involviert.
Bekommt der Muskel also zuwenig Sauerstoff, weil Myoglobin und/oder Erythrozyten akut auf die Fresse kriegen, machen die Muckis schlapp.
Deshalb geht die Sache auf jeden Fall vorsichtig an!
Genug gefaselt, hier die Fakten:
BELASTUNGSABHÄNGIGE RHABDOMYOLYSE - STUDIENAUSWAHL- Übersichtsstudien
Ursache, Symptomatik, Diagnostik und Gegenmaßnahmen (ausreichende Wasserzufuhr, mind. 3 Tage Ruhe, Verzicht auf Koffein (erhöht den Calcium-Influx), Supplemente, Alkohol (erhöht den Calcium-Influx), nächtliche Schlafdauer regelmäßig 8 Stunden, Vermeidung von Sport, Risikowirkstoffen etc.)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5117086/ http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 4615000605https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5371628/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7625324- Belastungsabhängige RD und GenveränderungenAssoziation zwischen belastungsabhängiger RD und metabolischer Myopathie
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5117086/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24225520 Metabolische Myopathien treten primär unter Belastung auf:
"Gemeinsame Symptome metabolischer Myopathien sind belastungsinduzierbare Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Kreatinkinaseerhöhungen und ggf. Muskelschwund in sehr unterschiedlicher Ausprägung... d.h. die Betroffenen bemerken eine Linderung der Muskelschmerzen und Steifigkeit nach einer kurzen Pause und Belastungsreduktion...
Klinisch imponieren belastungsabhängige episodische Muskelschmerzen, Krämpfe und ausgeprägte Muskelschwäche nach muskulärer Langzeitbelastung und Fasten...
Klinisch imponieren belastungsinduzierte Myalgien, Muskelcrampi und vorzeitige Erschöpfbarkeit."
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Fri ... ien_pompe/Belastungsabhängige RD ist in 30% aller Fälle durch RYR1-Mutation/Maligne Hyperthermie bedingt
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27663056https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23628358https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3582168/Fluorhaltige Narkosemittel, Fluorchinolone und Statine erhöhen das Risiko für RYR1-Mutation/Maligne Hyperthermie und belastungsabhängige RD
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4689014/https://www.jscimedcentral.com/Anesthes ... 1-1004.phphttp://anesthesiology.pubs.asahq.org/ar ... id=1945177https://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuc ... RM2009.pdf (s. Abb. 4)
- Lebensbedrohliche belastungsabhängige RD bei Gesunden nach moderater bis erhöhter sportlicher Belastung Zahlreiche krankenhauspflichtige RD-Fälle nach Spinning (in Einzelfällen schon nach 15 Minuten)
http://www.amjmed.com/article/S0002-9343(16)31206-2/pdf
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4737663/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4065558/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5047243/https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25665750https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25303168https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19414297https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27604073https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23106059https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15542997/RD nach Laufband, Liegestütz und Kniebeuge (24-j. Freizeitsportler)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3079448/RD nach leichtem Radeln auf Ergometer (35-j. Freizeitsportlerin)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4974839/RD nach Curls mit 5-7.5 Kg (23-j. Freizeitsportlerin)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4674583/RD nach 200 Wadenhebern (27-j. Medizinstudent)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5496832/RD mit OP-pflichtigem Kompartmentsyndrom nach 60 Min. Basketball (29-j. Freizeitsportler)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19309042RD mit OP-pflichtigem Kompartmentsyndrom nach 100 Liegestütz (24-j. Freizeitsportler)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5632464/Tödliche RD mit Kompartmentsyndrom nach 5-Meilen-Lauf (31-j. Soldat)
https://pdfs.semanticscholar.org/0590/6 ... 4cd010.pdfTödliche RD mit Kompartmentsyndrom nach Physical Fitness Test (33-j. Anwärter)
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10653554119 Fälle
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... p000e3.pdf30 Fälle
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25643388Komplettes Football-Team
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23657120/13 von 34 Schwimmern
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28005561