Seite 1 von 1

Rechtsschutz

Verfasst: 05.06.2019, 20:22
von majae
Hallo,

ich bin freiberuflich tätig, habe aktuell nur eine Verkehrsrechtsschutzversicherung.

Wenn man nun eine weitergehende RSV abschließt, wird dann nicht die Einrede der Vorvertraglichkeit gemacht werden, falls es zu einer Klage kommt, bzw Auseinandersetzungen mit der Kasse/Ämtern/Petrosilius Zwackelmann kommt?


Ich habe Cipro in den letzten 10 Jahren 10 mal wg rez. Bronchitis und 2 mal Oflo wg "Männer"-Problemen bekommen.

Der Oflo verschreibende Arzt hat weder aufgeklärt noch nachgefragt.

Mein Hausarzt, der mir Cipro gab, hat zumindest immer gefragt, ob ich psychische Probleme hätte, was ich bis anhin immer verneinen konnte. Das ist jetzt anders.

Die letzten beiden Gaben folgten im Abstand von wenigen Monaten und der Arzt, der mir zuletzt Cipro kurz vor längerem Auslandsaufenthalt verschrieb hat weder auf Nebenwirkungen hingewiesen, noch sich nach Befindlichkeit oder psychischem Zustand erkundigt. Nach Rückkunft erläuterte ich meine Symptome (Sehnenschmerzen, Muskelschwäche, bis hin zu Suizidgedanken etc.) und er tat das insofern ab, dass es durchaus zu Nebenwirkungen kommen könne, aber die ja nach Ende der Behandlung wieder verschwänden und er selbt habe das auch schon öfters genommen.

Letzgenannter Arzt hat meinen Vater jahrzehntelang behandelt und wir haben eigtl. ein gutes Verhältnis, ebenso wie mein Hausarzt, der es mir sonst immer verschrieb. Beide möchte ich ungern angehen, eher möchte ich den Hersteller in die Verantwortung nehmen,

Aber wie gesagt, ohne Rechtsschutz eh aussichtslos und jetzt eine abzuschließen macht das überhaupt Sinn?
Schlägt sich das in Beiträgen nieder?
Und welche ist überhaupt geeignet?

Das Ganze wird nämlich aktuell durchaus existentiell relevant.

Ich habe die Symptome in dieser massiven Ausprägung seit Sept 2018.
Allerding erscheinen nun Beschwerden und Probleme der letzten 10 Jahre in anderem Licht, ich glaube nämlich, dass die Schädigung schon längst eingetreten ist, jetzt nur extrem verstärkt wurde, und momentan eher mit Tendenz zur Verschlechterung habe ich das Gefühl, aktuell treten nun auch Schleimhauttrockenheit,Hauttrockenheit, Augentrockenheit auf, so massiv dass ich pro Woche ein Fläschchen Augentropfen verwenden muss.

Auch Bronchien und Darm fühle sich trocken an, bzw die Peristaltik ist sehr direkt wahrnehmbar, eben so als müsste sich das jetzt alles seinen trockenen Weg bahnen.

Ich bin jetzt aktuell erstmal 14 Tage mit CFS krankgeschrieben und werde dann eine Verlängerung von meinem Hausarzt bekommen, das ist bereits klar. Denn nach 14 Tagen Karenzzeit bekomme ich von der AOK für 4 Wochen 1000,- Euro Krankengeld.

Wie es dann danach weitergeht, muss ich sehen, denn ich kann aktuell nur 2-3 Stunden produktiv arbeiten am Tag, unterbrochen von längeren Pausen.

Darüberhinaus habe ich eine WWK BU Komfort Invest BU-Versicherung, die laut Police einen festgeschriebenen Betrag leistet, sollte ich nur noch 50% oder weniger arbeitsfähig sein.

Kann jemand was dazu sagen?

Vielen Dank und gute Besserung uns allen

Re: Rechtsschutz

Verfasst: 05.06.2019, 23:55
von Maximus
Hallo majae,

die Einrede der Vorvertraglichkeit wird sicherlich kommen: für Arzthaftungsklagen und Klagen gegen den Arzneimittelhersteller, da
das Schadensereignis aufgrund dessen Schadensersatz verlangt wird vor Abschluss des erweiterten Vertrags lag.

Die Einrede der Vorvertraglichkeit kann hingegen nicht geltend gemacht werden für Ereignisse, die nach Abschluss des erweiterten Vertrags + Wartezeit eintreten.

Beispiele in deinem Fall wären :

- BU-Versicherung zahlt nicht
- Petrosilius Zwackelmann

Beachte : In der Rechtsschutzversicherung besteht nach Abschluss des erweiterten Vertrags für einige Leistungsarten erst nach
Ablauf einer bestimmten Wartezeit Rechtsschutz. Mit dieser Konstruktion wollen sich die Rechtsschutzversicherer dagegen absichern,
dass eine Rechtsschutzversicherung erst abgeschlossen wird, wenn bereits absehbar ist, dass ein Rechtsstreit ansteht.

Siehe dazu https://www.rechtsschutzversicherunginf ... erung-1188

Meistens bieten die Rechtsschutzversicherer Module an :

A) Privatrechtschutz
B) Sozialrechtschutz

BU-Versicherung zahlt nicht, fällt unter Privatrechtschutz.
AOK, fällt unter Sozialrechtschutz.

........

Ruf mal die Unabhängige Patientenberatung Deutschland ( UPD ) an und lass dich mal beraten bezüglich Krankengeld.

UPD Telefon: 0800 0117725

Nach § 44 (2) des Sozialgesetzbuchs V (SGB V) hat ein „hauptberuflich selbstständig Erwerbstätiger" einen Anspruch
auf Krankengeld ( 78 Wochen ) wenn er „gegenüber der Krankenkasse erklärt, dass die Mitgliedschaft den Anspruch
auf Krankengeld umfassen soll (Wahlerklärung)"

https://www.krankenkassen.de/meine-kran ... ersichert/

..........

Aufstocken mit Hartz 4 für Selbstständige :

https://www.billomat.com/magazin/wenn-d ... staendige/

Gruß
Maximus

Re: Rechtsschutz

Verfasst: 06.06.2019, 07:18
von majae
Herzlichen Dank für die fundierte Antwort!

Re: Rechtsschutz

Verfasst: 06.06.2019, 21:25
von Biggi
Hallo majae,

Ich bin Versicherungskauffrau und arbeite bei einer großen Versicherung in der Abteilung für Leben-, Kranken- und BUZ Versicherungen.
Folgendes ist zu beachten:
Wie du schon gesagt hast, die versicherte BU-Jahresrente wird erst dann gezahlt, wenn eine mind. 50% Berufsunfähigkeit vorliegt.
Wenn Du eine BU Leistung beanrtragst, musst du als Versicherungsnehmer mit Unterstützung deines Arztes nachweisen, dass du deine berufliche Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr ausüben kannst. Die Versicherung wird die Arztpapiere anfordern und die ganze Sache genauestens prüfen. Die Berufsunfähigkeit muss durch Krankheit oder Kräfteverfall eingetreten sein und ärztlich nachgewiesen sein. Wenn Du nicht eine ganz glasklare, eindeutige Diagnose einer Krankheit hast (ist bei Flox sicherlich schwierig) , wird sich die Prüfung Ewigkeiten hinziehen. Leider. GGfs wird der Versicherer ein Gutachten fordern.
Dann ist noch zu erwähnen, dass oftmals eine Karenzzeit vertraglich festgelegt wurde, d.h. dass erst einmal mind. 6 Monate eine 50% Berufsunfähigkeit bestanden haben muss bevor geleistet wird. (Kannst Du in deinem Vertragspapieren nachlesen)
Dann wäre noch wichtig zu klären, ob bei Deiner Police eine Verpfichtung zur Ausübung anderer Berufe (keine Verweisung) ausgeschlossen ist. Das bedeutet, wenn dein Gesundheitszustand es theoretisch zulässt in einem anderen Beruf zu arbeiten, leistet der Versicherer trotzdem. Das wäre wichtig, sonst kann die Versicherung sagen, dass du z.B. in einem sitzenden Beruf arbeiten kannst, wenn du nicht gut stehen kannst und damit wird eine Leistung abgelehnt (Kannst du in den Vertragsbedingungen nachlesen oder erfragen)
Dann ist noch wichtig, dass du bei Vertragsabschluss deine Gesundheitsfragen auch wahrheitsgemäß beantwortet hast. Ist das nicht der Fall und du beantragst jetzt z.B. wegen einer Erkrankung oder aufgrund von Beschwerden, die schon vor Vertragsabschluss existierten eine Leistung, hat der Versicherer das Recht die Leistung wegen Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht abzulehnen.
Tipp: Als FC Geschädigter muss man so viele verschiedene, [b]gesicherte Diagnosen[/b] sammeln wie nur möglich, (Achillessehnenentzündungen, Muskelschwäche, psychische Probleme, Neuropathien etc.) da die Vielzahl unserer Beschwerden keine eigene, anerkannte Krankheit ist.

Ich hoffe, dass ich dir ein bißchen weiterhelfen konnte. Wenn du vorhast eine BU Rente zu beantragen, kannst du nicht damit rechnen, dass du schnell und problemlos eine Leistung bekommen wirst. Ich denke das wird sich hinziehen. Aber ein Versuch ist es sicherlich wert.

LG Biggi

Re: Rechtsschutz

Verfasst: 07.06.2019, 06:56
von majae
Hallo Birgit,

vielen Dank für die umfassende und fundierte Antwort.

Am liebsten wäre ich natürlich wieder "normal" und gesund.

Aber gewappnet muss man naütrlich sein, darum meine Frage hinsichtlich Rechtsschutzversicherung.

In meiner BU habe ich weder abstrakten Verweis, noch Karenzzeit.


Seit 10 Jahren wie gesagt 10 Mal Cipro und 2 mal Oflo bekommen. Meine Symptome der letzten 10 Jahre erscheinen nun in anderem Licht, ich glaube, dass schon damals Schädigungen aufgetrten sind, nun nach der letzten Gabe Cipro im Somme 2018 sind die Symptome so massiv und eindeutig, dass klar ist, dass etwas fundamental im Argen liegt.

Wohl auch bekanntes Problem, dass man immer wieder beim Arzt vorstellig wird, alle Werte so gut wie unauffällig sind und man rätselt, denn die Symptome sind ja eindeutig vorhanden, dann wird halt auch gern "Anpassungsstörung" und Psychosomatik vermutet.

Das ließ mich immer sehr rätselnd zurück, im Lichte der Flox-Geschichte ist das nun allerdings ja relativ eindeutig.

Seit September 2018 bin ich nun nur minimalst belastbarkörperlich, seelisch, emotional. Kein Vergleich zu früher, auch was Lebensfreude angeht. Kurz nach der Einnahme sogar Suizidgedanken, musste Beine greisenhaft mit der Hand aus dem Bett heben, weil die Beinheber vorne massiv schmerzten morgens, nun schnell erschöpft (~1-2 h), Schmerzen im gesamten Bewegungsapparat, bes. Beine, Achillessehen, Füße, Konzentrationsprobleme, Wortfindung (als redaktionell tätiger besonders auffällig und problematisch), Sehstörungen, gestörtes Geschmacksempfinden, trockene Haut/Schleimhaut/Augen bes. auffälig brauche ein Fläschchen Augentropfen pro Woche, vorher nie ... und noch so ein paar andere Sächelchen, die im Lichte von Flox betrachet ein stimmiges Bild ergeben.

Ich stecke zudem in dem Dilemma, dass ich einerseits Sport machen müsste wg ~10 Protrusionen der Wirbelsäule samt Kribbeln in Füßen und Händen, Taubheit in Bein bei Sitzen und Stehen: Sport und isometrische Qi Gong-Übungen halfen immer in gewissem Rahmen, wobei hier auch schon in den letzten Jahren immer der der wohl allseits bekannte Teufelskreis von Schonung (Wochen) - leichter Sport (wenige Tage bis 2 Wochen)- massiver Einbruch (Erschöpfung für 3-4 und mehr Wochen) - Schonung (Wochen) auftrat.

Sowohl leichter Ausdauersport als auch diese Form von Qi Gong-Übungen sind nun aber nicht mehr mgl. wg. Schmerzen in Sehnen und Muskelschwäche.

Ich bin weit davon entfernt irgendwelche Anträge zu stellen, aber wenn sich das mit Symptomen und massiv beeinträchtigter Leistungsfähigkeit und Lebensqualität hinzieht, dann bleibt irgendwann nichts anderes übrig, als den Weg zu gehen.

Das Dasein ist grad wenig freudvoll ...

Ich hoffe ja, dass sich das alles deutlich lindern, wenn schon nicht heilen lässt.

Da ich allerdings viele Dinge schon lange mache (Kurkuma, Weihrauch, NEM/Mineralien, relativ fleischlos etc. pp ...) tröste ich mich mit dem Gedanken, dass es ohne vielleicht früher schlimmer geworden wäre, denn wahrnehmbar lindern tun die Sachen aktuell nicht ...

Fantasien hinsichtlich zügiger und problemloser Bewilligung von Leistungen, egal von welcher Stelle, habe ich mich nie hingegeben ;)

Nochmal herzlichen Dank, Birgit!