DYSGLYKÄMIE
Verfasst: 11.04.2017, 18:31
DYSGLYKÄMIE
ALLGEMEINE EINSCHÄTZUNGEN
1) Sicherheitsbedenken bei Fluorchinolonen.
Es wurde gezeigt, dass Gatifloxacin das Hospitalisierungsrisiko wegen Dysglykämien bei Diabetikern und
Nicht-Diabetikern erhöht. Eine Überzuckerung kann durch jedes Fluorchinolon verursacht werden,
insbesondere wenn die Dosis nicht korrekt angepasst wird. Eine Unterzuckerung kann durch jedes
Fluochinolon verursacht werden und tritt bevorzugt bei Patienten auf, die mit oralen Blutzuckersenkern oder
Insulin behandelt werden... Kliniker sollten das Auftreten möglicher Blutzuckeranomalien, Verlängerungen des
QT-Intervalls, Krampfanfälle, Phototoxizität, Tendinopathien oder einer Clostridium difficile-assoziierten
Diarrhö speziell bei Risikopatienten bedenken.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17911203
2) Analyse von Spontanberichten über Hypoglykämien und Hyperglykämien in Verbindung mit
systemischen Fluorchinolonen an das kanadische Adverse Drug Reaction Monitoring Program.
Obwohl schwere Hypoglykämien während einer Fluorchinolontherapie selten aufzutreten scheinen, gibt das
Potential für schwere ZNS-spezifische Folgewirkungen, darunter Konvulsionen und Koma mit möglichen
permanenten neurologischen Defiziten, Anlass zur Besorgnis.
http://cjhponline.
ca/cshp/index.php/cjhp/article/download/345/338&sa=X&scisig=AAGBfm2eyUpxyI0JDWKX7F3Wo4nv
VpRTqA&oi=scholarr
3) Fluorchinolon-induzierte Hypoglykämie bei einer übergewichtigen Neunzigjährigen mit akuter
Nierenschädigung ohne blutzuckersenkende Therapie.
Es ist bekannt, dass Fluorchinolone den Zuckerstoffwechsel und die Insulinproduktion verändern, indem sie
die Aktivität der ATP-abhängigen Kaliumkanäle von pankreatischen Betazellen beeinträchtigen; allerdings ist
die Berichterstattung in Fällen von Fluorchinolon-induzierter Hypoglykämie lückenhaft, insbesondere bei
älteren Patienten ohne blutzuckersenkende Therapie. Folglich können Gesundheitsversorger diese
Komplikation übersehen, was signifikante klinische Implikationen in bezug auf Morbidität, Mortalität und
Nebenwirkungen zur Folge haben kann.
https://www.researchgate.net/publicatio ... neinduced_
hypoglycemia_in_an_overweight_nonagenarian_with_acute_kidney_injury_and_not_on_glucoselowering_
therapy
4) Fluorchinolonantibiotika und Diabetes mellitus Typ 2.
Die Exposition gegenüber Fluorchinolonantibiotika wird als Risikofaktor für eine anschließende Entwicklung
des Typ-2-Diabetes postuliert. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass Fluorchinolone ein intrazelluläres
Magnesiumdefizit induzieren, welches zur Insulinresistenz führen kann. Für den Zeitraum 1980-2011 wird
eine zeitliche Korrelation zwischen der Rate von Chinolonverordnungen und der Diabetesinzidenz
beschrieben... Die Verordnungsraten anderer Antibiotika korrelierten schlechter mit den lokalen Anstiegsraten
der Prävalenz für Typ-2-Diabetes... Nach dieser Hypothese kann die zunehmende Inzidenz des Typ-2-
Diabetes in den USA von 1990 bis zur Gegenwart größtenteils auf eine Fluorchinolonexposition
zurückgeführt werden.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24947193
STATISTISCHE DATEN
1) Evaluation des angemessenen Gebrauchs häufig verordneter Fluorchinolone und das Risiko für eine
Dysglykämie.
In einem Lehrkrankenhaus im Libanon wurde für den Beobachtungszeitraum von 6 Monaten eine prospektive
Observationsstudie durchgeführt. Insgesamt wurden 118 mit Fluorchinolonen (Levofloxacin, Ciprofloxacin
und Moxifloxacin) behandelte Patienten identifiziert. Die Patienten wurden hauptsächlich aus der Abteilung
für Innere Medizin und aus Intensivstationen ausgewählt... Es kam bei diabetischen und nicht-diabetischen
Patienten zu Dysglykämien. Fälle von Dysglykämie wurden häufig unter Ciprofloxacin (50.0%) beobachtet,
gefolgt von Levofloxacin (42.4%) und Moxifloxacin (7.6%)... In allen Gruppen kam es häufiger zu einer
Hyperglykämie als zu einer Hypoglykämie... Eine Unterschätzung des potentiellen Risikos für eine
Fluorchinolon-assoziierte Dysglykämie kann zu schwerwiegenden Komplikationen bei diabetischen und
nicht-diabetischen Patienten führen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4410896/
2) Blutzuckerentgleisungen bei Diabetikern unter Fluorchinolonen.
Eine Therapie mit Fluorchinolonen scheint bei Diabetikern das Risiko für eine Hypo- oder Hyperglykämie zu
erhöhen. Darauf deutet eine taiwanesische Studie bei knapp 78.000 ambulanten Patienten hin, denen ein
orales Antibiotikum verschrieben worden ist. Bei Diabetikern, die Moxifloxacin, Levofloxacin oder
Ciprofloxacin einnahmen, waren innerhalb von 30 Tagen nach Therapiebeginn die Risiken einer Klinik- bzw.
Notfalleinweisung wegen einer Hyperglykämie 1,8- bis 2,5-fach und wegen einer Hypoglykämie 1,8- bis 2,1-
fach höher als bei Patienten, die mit Makroliden behandelt wurden. Am höchsten war das Risiko einer
Hypoglykämie unter Moxifloxacin.
http://www.iww.de/mr/therapiesicherheit ... hinolonen-
f69863 (→ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23948133)
3) Eine retrospektive, komparative Evaluation von Dysglykämien unter Anwendung von Gatifloxacin,
Levofloxacin, Ciprofloxacin oder Ceftriaxon bei hospitalisierten Patienten.
Unter 17,108 Patienten, die ein Fluorchinolon oder Ceftriaxon erhielten, war die Rate an Dysglykämien bei
Patienten unter Levofloxacin oder Gatifloxacin höher als bei Patienten unter Ceftriaxon.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16185173
FALLBERICHTE
1) Tödliche Hypoglykämie unter Levofloxacin (Tavanic®). [niedrige Einzeldosis]
Fluorchinolone (Gyrasehemmer) sind gut wirksame antibakterielle Substanzen mit einem allerdings sehr
breiten Spektrum an teilweise erheblichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Einige Vertreter
dieser Wirkstoffgruppe mussten in der Vergangenheit wegen schwerer Nebenwirkungen wieder vom Markt
genommen werden. Hypoglykämien wurden zwar selten, aber praktisch nach allen Fluorchinolonen berichtet.
Es wird über einen 79-jährigen multimorbiden Patienten (185 cm/105 kg) mit einem Typ-2-Diabetes
berichtet. Er litt außerdem an einer koronaren Herzkrankheit, Hypertonie, Gicht und einer geringergradigen
Niereninsuffizienz nach Verlust einer Niere. Während einer stationären Behandlung entwickelte der Patient
Fieber. Es wurde eine Aspirationspneumonie vermutet und Levofloxacin (250 mg i.v.) gegeben. Der Patient
wurde zunehmend somnolent. Sechs Stunden nach der Injektion wurde ein Blutzucker von 6,0 mg/dl
bestimmt. Der Patient erhielt Dextrose, Levofloxacin wurde abgesetzt. Der Zustand des Patienten
verschlechterte sich kontinuierlich, er erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Schließlich wurden die
lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, und der Patient verstarb. Die Autoren gehen nicht davon aus,
dass die anderen Medikamente, die der multimorbide Patient erhielt, als Auslöser für diese fatale
Hypoglykämie infrage kommen... Die AkdÄ hatte bereits im Zusammenhang mit dem zwischenzeitlich vom
Markt genommenen Gatifloxacin auf mögliche Hypoglykämien hingewiesen. In der Fachinformation von
Tavanic® werden Hypoglykämien, insbesondere bei Diabetikern, als sehr seltene UAW aufgeführt.
Da es sich um eine zwar leicht erkennbare und leicht behandelbare UAW handelt, die aber - wie im
vorliegenden Fall nicht rechtzeitig erkannt - tödlich verlaufen kann, soll an dieser Stelle an das potentielle
Risiko erinnert werden.
http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherh ... 60807.html
2) Lebensbedrohliches metabolisches Koma durch Levofloxacin.
Eine 56-jährige Patientin mit behandlungspflichtigem Diabetes mellitus (Metformin-Monotherapie) wurde
nicht ansprechbar in ihrem Haus vorgefunden. Die Blutzuckermessung am Finger ergab 15 mg/dL, wofür sie
50%-ige Dextrose intravenös erhielt. Bei der Patientin wurden nie zuvor hypoglykämische Episoden
festgestellt. Wegen einer kürzlich diagnostizierten Lungenentzündung erhielt sie orales Levofloxacin. Die
Patientin hatte vor dem Einsetzen der Hypoglykämie 4 Dosen Levofloxacin eingenommen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23896743
3) Hypoglykämie-induzierter hypoxischer Hirnschaden mit möglicher Assoziation zu Levofloxacin.
Wir berichten über einen älteren, nicht-diabetischen Patienten mit Steroid-induzierter Glyburid-pflichtiger
Hyperglykämie, der später eine schwere Hypoglykämie entwickelte, welche kurz nach Beginn einer
Levofloxacintherapie zu einem hypoxischen Hirnschaden führte... Der Patient sprach nicht mehr auf
Schmerzreize an und hatte einen persistierenden Glasgow Coma Score von 7. Wegen ausbleibender
Verbesserung wurde eine Anordnung zum Verzicht auf Wiederbelebung ausgestellt und der Patient in ein
Pflegeheim überwiesen... Der Patient entwickelte zwei hypoglykämische Episoden. Die erste ereignete sich
etwa 12 Stunden nach der ersten Dosis Levofloxacin und Nitrofurantoin. Nitrofurantoin ist nicht mit
Veränderungen des Glukosestoffwechsels assoziiert. Zuletzt wurden mehrere Fälle von Fluorchinoloninduzierter
Hypoglykämie und Hyperglykämie veröffentlicht, von denen die meisten mit Ciprofloxacin und
Gatifloxacin assoziiert waren... Es ist wichtig zu betonen, dass unser Patient eine tagelange Behandlung mit
Glyburid ohne Hypoglykämieentwicklung tolerierte. Dieser Fall legt nahe, dass sich eine schwere
Hypoglykämie entwickeln kann, wenn Levofloxacin mit einer oralen zuckersenkenden Therapie kombiniert
wird. Wir stimmen mit dem Hersteller überein, dass eine „vorsichtige Überwachung der Blutzuckerwerte“ und
das Absetzen von Levofloxacin empfohlen wird, sobald sich eine hypoglykämische Episode entwickelt.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16269178 → DOI: 10.1016/j.jinf.2005.08.024
4) Levofloxacin-assoziierte Hypoglykämie mit Komplikationen durch eine pontine Myelinolyse und
Quadriplegie.
Ein 63-jähriger Patient mit Typ-2-Diabetes wurde zur Resektion eines Liposarkoms in unser Krankenhaus
überwiesen. Eine angepasste Levofloxacindosierung kam als Teil der antimikrobiellen Behandlung bei der
Behandlung einer post-operativen Peritonitis zur Anwendung. Am 6.-8. Tag der Levofloxacintherapie traten
beim Patienten trotz parenteraler Ernährung, Flüssigkeitsgabe mit 10%-iger Dextrose und Beendigung einer
Insulintherapie 3 Tage vor der ersten hypoglykämischen Episode wiederholt Unterzuckerungen auf. Die
Hypoglykämie bildete sich innerhalb von 24 Stunden nach Absetzen von Levofloxacin zurück. Nach einem
finalen und schweren hypoglykämischen Ereignis entwickelte der Patient eine Quadriplegie und tonische
Abweichungen des linken Auges... Mithilfe physiotherapeutischer Maßnahmen erlangte der Patient zum
Zeitpunkt der Krankenhausentlassung graduell partielle motorische Funktionen zurück. Vor der Überweisung
in ein Pflegeheim wurden eine Tracheotomie und eine Gastrostomie durchgeführt. Unglücklicherweise kehrte
der Patient einen Monat später wegen Atemversagens infolge einer Aspirationspneumonie in unser
Krankenhaus zurück, wo er anschließend verstarb.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2613252/
5) Tödliche Hypoglykämie unter Levofloxacinanwendung bei einem älteren Patienten in der postoperativen
Periode.
Ein älterer nicht-diabetischer Patient mit eingeschränkter Nierenfunktion stellte sich mit duodenaler
Perforation vor. Nach erfolgreicher Operation entwickelte der Patient rezidivierende hypoglykämische
Episoden in der postoperativen Periode nach der Einnahme von Levofloxacin. Die verspätete Identifizierung
der Ursache der Hypoglykämie führte zum irreversiblen Hirnschaden und Tod... 24 Stunden nach der ersten
Dosis Levofloxacin fiel auf, dass der Patient geringe Blutzuckerwerte hatte und autonome und
neuroglykopenische Symptome entwickelte, weshalb er mit einer 50%igen Dextrose-Infusion behandelt
wurde. Während der folgenden 72 Stunden erhielt der Patient multiple Infusionen mit 50%iger Dextrose und
dextrosehaltigen Flüssigkeiten, jedoch kam es zu rezidivierenden hypoglykämischen Episoden mit sich
fortschreitend verschlechternden neuroglykopenischen Symptomen. Im späteren Abschnitt dieser Periode
entwickelte der Patient Krampfanfälle und ein Dezerebrationssyndrom und erlangte bei normalen
Blutzuckerwerten nicht das Bewusstsein zurück. Während der postiktalen Periode wurde der Patient intubiert
und erhielt atmungsunterstützende Maßnahmen... Levofloxacin wurde am 5. Tag abgesetzt. Nach Absetzen
von Levofloxacin entwickelte der Patient keine weiteren hypoglykämischen Episoden. Allerdings kam es trotz
der kontinuierlichen Normoglykämie während der nächsten 36 Stunden nicht zu einer Besserung des
neurologischen Zustands. Medizinische Maßnahmen wurden am 8. Tag auf den Wunsch der Familie
eingestellt und der Patient nach Hause entlassen, wo er verstarb.
https://link.springer.com/article/10.10 ... 007-0268-0 → DOI: 10.1007/s00423-007-0268-0
6) Chinolon-induzierte Hypoglykämie: Eine lebensbedrohliche aber potentiell reversible
Nebenwirkung.
Kürzlich berichteten wir über den achten Fall einer Levofloxacin-induzierten Hypoglykämie, welche eine
seltene, aber potentiell letale Nebenwirkung dieses Antibiotikums darstellt. Die betroffene Patientin wurde
erneut mit einer schweren Hypoglykämie eingewiesen, welche durch eine Einzeldosis Ciprofloxacin in
Kombination mit Glipizid verursacht wurde. Dies war die zweite Episode einer schweren lebensbedrohlichen
Hypoglykämie infolge einer Chinoloneinnahme durch unsere Patientin... Dieser Fall legt nahe, dass es sich bei
der Chinolon-induzierten Hypoglykämie um einen Klasseneffekt handelt, da sowohl Levofloxacin als auch
Ciprofloxacin eine schwere Hypoglykämie verursachten. Bemerkenswerterweise führte eine niedrige
Einzeldosis Ciprofloxacin (in Kombination mit Sulfonylharnstoff) zu einer schweren und lebensbedrohlichen
Hypoglykämie, die sich in Form von Krampfanfällen manifestierte. Die schwere Hypoglykämie konnte mit
einer Einzeldosis von intravenösem Octreotid behandelt werden.
http://www.amjmed.com/article/S0002-9343(09)00871-7/abstract
7) Levofloxacin-induzierte Hypoglykämie bei einem nicht-diabetischen Patienten.
Wir berichten über einen Patienten mit neu auftretender Hypoglykämie während der Einnahme von oralem
Levaquin, das wegen einer Lungenentzündung nach einer Bypass-OP verordnet wurde. Der Zustand
manifestierte sich in Form von ausgeprägten neurologischen Störungen und erforderte eine Behandlung mit
intravenöser Dextrose und parenteralem Glucagon. Es konnte keine andere Ursache identifiziert werden und
das Problem bildete sich einige Tage nach Absetzen des Antibiotikums zurück. Dieser Bericht beleuchtet
blutzuckersenkende Nebenwirkungen der Fluorchinolone bei Personen ohne Diabetes oder
blutzuckersenkende Arzneimittel. Obwohl Levaquin als Breitbandantibiotikum in einigen Situationen nützlich
sein kann, sollten Kliniker das Auftreten potentiell schwerwiegender oder sogar letaler Hypoglykämien
bedenken.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16775443
8) Levofloxacin und Hypoglykämie.
Ein von uns betreuter älterer Chirurgiepatient starb kürzlich an rezidivierenden Hypoglykämien, die durch
Levofloxacin induziert wurden. Dies hat uns zu einer Fragebogenerhebung mit Klinikern in unserem
Krankenhaus veranlasst... 79 Teilnehmer (80.4%) waren sich nicht bewusst, dass Levofloxacin Hypoglykämien
verursachen kann. Insbesondere fiel auf, dass sich 17 (94.4%) der 18 Intensiv-Verordner von Levofloxacin (die
alle der internistischen Abteilung angehörten) nicht bewusst waren, dass Levofloxacin Hypoglykämien
verursachen kann... Diese Überprüfung deckt auf, dass Levofloxacin und Gatifloxacin in unserem Krankenhaus
häufig verordnet werden. Trotz ihrer häufigen Anwendung ist das Wissen um die potentiell
hypoglykämischen Wirkungen schwach. Auf der Grundlage der Erinnerungen von Ärzten an unerklärliche
Fälle von Hypoglykämie in den vergangenen 6 Monaten scheinen Hypoglykämien durch
Levofloxacingebrauch viel häufiger aufzutreten als es Berichte in der Literatur nahelegen... Eine bessere
Kenntnis der Levofloxacin-assoziierten Hypoglykämie ist essentiell, um weitere unglückliche Konsequenzen
zu vermeiden.
https://academic.oup.com/cid/article/46 ... poglycemia
9) Moxifloxacin-induzierte Hypoglykämie bei einer nicht-diabetischen Patientin.
Wir berichten über den zweiten Fall von Hypoglykämie durch Moxifloxacin bei einer Patientin ohne
wesentliche Komorbiditäten... Wenige Stunden nach Einnahme der ersten Dosis Moxifloxacin (200 mg) and
Paracetamol (500 mg) wurde die Patiention ohnmächtig (Blutzucker 33 mg/dL). Nach einer Behandlung der
hypoglykämischen Episode wurde der Patientin eine Fortsetzung der Medikamenteneinnahme empfohlen.
Am 2. Tag wurde die Patientin nach Einnahme der zweiten Dosis Moxifloxacin ohnmächtig (Blutzucker 25
mg/dL). Die hypoglykämische Episode wurde behandelt und die Moxifloxacineinnahme abgebrochen. Am 3.
Tag blieb die Patientin bis zur Stabilisierung des Blutzuckers (124 mg/dL) unter klinischer Beobachtung. Am 4.
Tag wurde sie entlassen (Blutzucker 134 mg/dL).
http://www.ingentaconnect.com/content/b ... awler=true
10) Norfloxacin-induzierte Hypoglykämie und Urtikaria.
Dieser Bericht hebt einen Fall von Hypoglykämie mit Urtikaria als Nebenwirkung von Norfloxacin bei einem
nicht-diabetischen Patienten mittleren Alters hervor. Die durch einige Fluorchinolone verursachte
Hypoglykämie ist in der Literatur fest etabliert. Veröffentlichte Berichte sind in bezug auf Ciprofloxacin,
Gatifloxacin und Clinafloxacin verfügbar, allerdings gibt es unseres Wissens keine veröffentlichten Berichte zur
Hypoglykämie durch Norfloxacin. Der vorgeschlagene Mechanismus, mit welchem die Fluorchinolone
Blutzuckeranomalien verursachen, ist nicht klar verstanden...
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3371472/
VORLÄUFIGE EXPERIMENTELLE DATEN
1) Störung des zellulären Glukosetransports durch die zwei häufig verwendeten
Fluorchinolonantibiotika Ciprofloxacin und Levofloxacin betrifft den Glukosetransporter Typ 1.
In dieser Studie zeigen wir, dass Ciprofloxacin und Levofloxacin den Glukosetransport in HepG2-Zellen stören
und solche Hemmwirkungen mit einer Inhibition der GLUT1-Funktion assoziiert sind... Unsere Ergebnisse
legen nahe, dass Störungen des zellulären Glukosetransports und der GLUT1-Funktion mit dysglykämischen
und zentralnervösen Wirkungen von Ciprofloxacin und Levofloxacin assoziiert sein können.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19022360
2) Wirkungen von Fluorchinolonen auf die Insulinsekretion und ATP-sensitive K⁺-Kanäle von β-Zellen.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass dem Mechanismus einer Fluorchinolon-induzierten Hypoglykämie eine
Stimulation der Insulinsekretion durch Hemmung ATP-abhängiger Kaliumkanäle der pankreatischen
Betazellen zugrunde liegt.
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 9904006557
3) HERG-Protein spielt eine Rolle bei Moxifloxacin-induzierter Hypoglykämie.
Fluorchinolone können hERG-Kanäle und ATP-abhängige Kaliumkanäle der pankreatischen Betazellen
hemmen.
https://www.hindawi.com/journals/jdr/2016/6741745/
4) Auswirkungen von Fluorchinolonen auf die Mitochondrienfunktion in pankreatischen Betazellen.
Fluorchinolone beeinflussen die Funktion der Mitochondrien in Pankreaszellen, was die insulinregulierende
Wirkung durch Schließen der ATP-abhängigen Kaliumkanäle vermindern und zu hyperglykämischen Epsioden
führen kann.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24284031
5) Insulinotroper Effekt von Fluorchinolonen und Gegenwirkung durch Hemmung des
Energiestoffwechsels pankreatischer Betazellen.
Fluorchinolone interagieren offenbar mit der Atmungskette und hemmen dadurch den Energiestoffwechsel
pankreatischer Betazellen.
http://www.deutsche-diabetes-gesellscha ... /Kongress-
Archiv/45_2010_Late_Breaker_2.pdf
ALLGEMEINE EINSCHÄTZUNGEN
1) Sicherheitsbedenken bei Fluorchinolonen.
Es wurde gezeigt, dass Gatifloxacin das Hospitalisierungsrisiko wegen Dysglykämien bei Diabetikern und
Nicht-Diabetikern erhöht. Eine Überzuckerung kann durch jedes Fluorchinolon verursacht werden,
insbesondere wenn die Dosis nicht korrekt angepasst wird. Eine Unterzuckerung kann durch jedes
Fluochinolon verursacht werden und tritt bevorzugt bei Patienten auf, die mit oralen Blutzuckersenkern oder
Insulin behandelt werden... Kliniker sollten das Auftreten möglicher Blutzuckeranomalien, Verlängerungen des
QT-Intervalls, Krampfanfälle, Phototoxizität, Tendinopathien oder einer Clostridium difficile-assoziierten
Diarrhö speziell bei Risikopatienten bedenken.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17911203
2) Analyse von Spontanberichten über Hypoglykämien und Hyperglykämien in Verbindung mit
systemischen Fluorchinolonen an das kanadische Adverse Drug Reaction Monitoring Program.
Obwohl schwere Hypoglykämien während einer Fluorchinolontherapie selten aufzutreten scheinen, gibt das
Potential für schwere ZNS-spezifische Folgewirkungen, darunter Konvulsionen und Koma mit möglichen
permanenten neurologischen Defiziten, Anlass zur Besorgnis.
http://cjhponline.
ca/cshp/index.php/cjhp/article/download/345/338&sa=X&scisig=AAGBfm2eyUpxyI0JDWKX7F3Wo4nv
VpRTqA&oi=scholarr
3) Fluorchinolon-induzierte Hypoglykämie bei einer übergewichtigen Neunzigjährigen mit akuter
Nierenschädigung ohne blutzuckersenkende Therapie.
Es ist bekannt, dass Fluorchinolone den Zuckerstoffwechsel und die Insulinproduktion verändern, indem sie
die Aktivität der ATP-abhängigen Kaliumkanäle von pankreatischen Betazellen beeinträchtigen; allerdings ist
die Berichterstattung in Fällen von Fluorchinolon-induzierter Hypoglykämie lückenhaft, insbesondere bei
älteren Patienten ohne blutzuckersenkende Therapie. Folglich können Gesundheitsversorger diese
Komplikation übersehen, was signifikante klinische Implikationen in bezug auf Morbidität, Mortalität und
Nebenwirkungen zur Folge haben kann.
https://www.researchgate.net/publicatio ... neinduced_
hypoglycemia_in_an_overweight_nonagenarian_with_acute_kidney_injury_and_not_on_glucoselowering_
therapy
4) Fluorchinolonantibiotika und Diabetes mellitus Typ 2.
Die Exposition gegenüber Fluorchinolonantibiotika wird als Risikofaktor für eine anschließende Entwicklung
des Typ-2-Diabetes postuliert. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass Fluorchinolone ein intrazelluläres
Magnesiumdefizit induzieren, welches zur Insulinresistenz führen kann. Für den Zeitraum 1980-2011 wird
eine zeitliche Korrelation zwischen der Rate von Chinolonverordnungen und der Diabetesinzidenz
beschrieben... Die Verordnungsraten anderer Antibiotika korrelierten schlechter mit den lokalen Anstiegsraten
der Prävalenz für Typ-2-Diabetes... Nach dieser Hypothese kann die zunehmende Inzidenz des Typ-2-
Diabetes in den USA von 1990 bis zur Gegenwart größtenteils auf eine Fluorchinolonexposition
zurückgeführt werden.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24947193
STATISTISCHE DATEN
1) Evaluation des angemessenen Gebrauchs häufig verordneter Fluorchinolone und das Risiko für eine
Dysglykämie.
In einem Lehrkrankenhaus im Libanon wurde für den Beobachtungszeitraum von 6 Monaten eine prospektive
Observationsstudie durchgeführt. Insgesamt wurden 118 mit Fluorchinolonen (Levofloxacin, Ciprofloxacin
und Moxifloxacin) behandelte Patienten identifiziert. Die Patienten wurden hauptsächlich aus der Abteilung
für Innere Medizin und aus Intensivstationen ausgewählt... Es kam bei diabetischen und nicht-diabetischen
Patienten zu Dysglykämien. Fälle von Dysglykämie wurden häufig unter Ciprofloxacin (50.0%) beobachtet,
gefolgt von Levofloxacin (42.4%) und Moxifloxacin (7.6%)... In allen Gruppen kam es häufiger zu einer
Hyperglykämie als zu einer Hypoglykämie... Eine Unterschätzung des potentiellen Risikos für eine
Fluorchinolon-assoziierte Dysglykämie kann zu schwerwiegenden Komplikationen bei diabetischen und
nicht-diabetischen Patienten führen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4410896/
2) Blutzuckerentgleisungen bei Diabetikern unter Fluorchinolonen.
Eine Therapie mit Fluorchinolonen scheint bei Diabetikern das Risiko für eine Hypo- oder Hyperglykämie zu
erhöhen. Darauf deutet eine taiwanesische Studie bei knapp 78.000 ambulanten Patienten hin, denen ein
orales Antibiotikum verschrieben worden ist. Bei Diabetikern, die Moxifloxacin, Levofloxacin oder
Ciprofloxacin einnahmen, waren innerhalb von 30 Tagen nach Therapiebeginn die Risiken einer Klinik- bzw.
Notfalleinweisung wegen einer Hyperglykämie 1,8- bis 2,5-fach und wegen einer Hypoglykämie 1,8- bis 2,1-
fach höher als bei Patienten, die mit Makroliden behandelt wurden. Am höchsten war das Risiko einer
Hypoglykämie unter Moxifloxacin.
http://www.iww.de/mr/therapiesicherheit ... hinolonen-
f69863 (→ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23948133)
3) Eine retrospektive, komparative Evaluation von Dysglykämien unter Anwendung von Gatifloxacin,
Levofloxacin, Ciprofloxacin oder Ceftriaxon bei hospitalisierten Patienten.
Unter 17,108 Patienten, die ein Fluorchinolon oder Ceftriaxon erhielten, war die Rate an Dysglykämien bei
Patienten unter Levofloxacin oder Gatifloxacin höher als bei Patienten unter Ceftriaxon.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16185173
FALLBERICHTE
1) Tödliche Hypoglykämie unter Levofloxacin (Tavanic®). [niedrige Einzeldosis]
Fluorchinolone (Gyrasehemmer) sind gut wirksame antibakterielle Substanzen mit einem allerdings sehr
breiten Spektrum an teilweise erheblichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW). Einige Vertreter
dieser Wirkstoffgruppe mussten in der Vergangenheit wegen schwerer Nebenwirkungen wieder vom Markt
genommen werden. Hypoglykämien wurden zwar selten, aber praktisch nach allen Fluorchinolonen berichtet.
Es wird über einen 79-jährigen multimorbiden Patienten (185 cm/105 kg) mit einem Typ-2-Diabetes
berichtet. Er litt außerdem an einer koronaren Herzkrankheit, Hypertonie, Gicht und einer geringergradigen
Niereninsuffizienz nach Verlust einer Niere. Während einer stationären Behandlung entwickelte der Patient
Fieber. Es wurde eine Aspirationspneumonie vermutet und Levofloxacin (250 mg i.v.) gegeben. Der Patient
wurde zunehmend somnolent. Sechs Stunden nach der Injektion wurde ein Blutzucker von 6,0 mg/dl
bestimmt. Der Patient erhielt Dextrose, Levofloxacin wurde abgesetzt. Der Zustand des Patienten
verschlechterte sich kontinuierlich, er erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Schließlich wurden die
lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt, und der Patient verstarb. Die Autoren gehen nicht davon aus,
dass die anderen Medikamente, die der multimorbide Patient erhielt, als Auslöser für diese fatale
Hypoglykämie infrage kommen... Die AkdÄ hatte bereits im Zusammenhang mit dem zwischenzeitlich vom
Markt genommenen Gatifloxacin auf mögliche Hypoglykämien hingewiesen. In der Fachinformation von
Tavanic® werden Hypoglykämien, insbesondere bei Diabetikern, als sehr seltene UAW aufgeführt.
Da es sich um eine zwar leicht erkennbare und leicht behandelbare UAW handelt, die aber - wie im
vorliegenden Fall nicht rechtzeitig erkannt - tödlich verlaufen kann, soll an dieser Stelle an das potentielle
Risiko erinnert werden.
http://www.akdae.de/Arzneimittelsicherh ... 60807.html
2) Lebensbedrohliches metabolisches Koma durch Levofloxacin.
Eine 56-jährige Patientin mit behandlungspflichtigem Diabetes mellitus (Metformin-Monotherapie) wurde
nicht ansprechbar in ihrem Haus vorgefunden. Die Blutzuckermessung am Finger ergab 15 mg/dL, wofür sie
50%-ige Dextrose intravenös erhielt. Bei der Patientin wurden nie zuvor hypoglykämische Episoden
festgestellt. Wegen einer kürzlich diagnostizierten Lungenentzündung erhielt sie orales Levofloxacin. Die
Patientin hatte vor dem Einsetzen der Hypoglykämie 4 Dosen Levofloxacin eingenommen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23896743
3) Hypoglykämie-induzierter hypoxischer Hirnschaden mit möglicher Assoziation zu Levofloxacin.
Wir berichten über einen älteren, nicht-diabetischen Patienten mit Steroid-induzierter Glyburid-pflichtiger
Hyperglykämie, der später eine schwere Hypoglykämie entwickelte, welche kurz nach Beginn einer
Levofloxacintherapie zu einem hypoxischen Hirnschaden führte... Der Patient sprach nicht mehr auf
Schmerzreize an und hatte einen persistierenden Glasgow Coma Score von 7. Wegen ausbleibender
Verbesserung wurde eine Anordnung zum Verzicht auf Wiederbelebung ausgestellt und der Patient in ein
Pflegeheim überwiesen... Der Patient entwickelte zwei hypoglykämische Episoden. Die erste ereignete sich
etwa 12 Stunden nach der ersten Dosis Levofloxacin und Nitrofurantoin. Nitrofurantoin ist nicht mit
Veränderungen des Glukosestoffwechsels assoziiert. Zuletzt wurden mehrere Fälle von Fluorchinoloninduzierter
Hypoglykämie und Hyperglykämie veröffentlicht, von denen die meisten mit Ciprofloxacin und
Gatifloxacin assoziiert waren... Es ist wichtig zu betonen, dass unser Patient eine tagelange Behandlung mit
Glyburid ohne Hypoglykämieentwicklung tolerierte. Dieser Fall legt nahe, dass sich eine schwere
Hypoglykämie entwickeln kann, wenn Levofloxacin mit einer oralen zuckersenkenden Therapie kombiniert
wird. Wir stimmen mit dem Hersteller überein, dass eine „vorsichtige Überwachung der Blutzuckerwerte“ und
das Absetzen von Levofloxacin empfohlen wird, sobald sich eine hypoglykämische Episode entwickelt.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16269178 → DOI: 10.1016/j.jinf.2005.08.024
4) Levofloxacin-assoziierte Hypoglykämie mit Komplikationen durch eine pontine Myelinolyse und
Quadriplegie.
Ein 63-jähriger Patient mit Typ-2-Diabetes wurde zur Resektion eines Liposarkoms in unser Krankenhaus
überwiesen. Eine angepasste Levofloxacindosierung kam als Teil der antimikrobiellen Behandlung bei der
Behandlung einer post-operativen Peritonitis zur Anwendung. Am 6.-8. Tag der Levofloxacintherapie traten
beim Patienten trotz parenteraler Ernährung, Flüssigkeitsgabe mit 10%-iger Dextrose und Beendigung einer
Insulintherapie 3 Tage vor der ersten hypoglykämischen Episode wiederholt Unterzuckerungen auf. Die
Hypoglykämie bildete sich innerhalb von 24 Stunden nach Absetzen von Levofloxacin zurück. Nach einem
finalen und schweren hypoglykämischen Ereignis entwickelte der Patient eine Quadriplegie und tonische
Abweichungen des linken Auges... Mithilfe physiotherapeutischer Maßnahmen erlangte der Patient zum
Zeitpunkt der Krankenhausentlassung graduell partielle motorische Funktionen zurück. Vor der Überweisung
in ein Pflegeheim wurden eine Tracheotomie und eine Gastrostomie durchgeführt. Unglücklicherweise kehrte
der Patient einen Monat später wegen Atemversagens infolge einer Aspirationspneumonie in unser
Krankenhaus zurück, wo er anschließend verstarb.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2613252/
5) Tödliche Hypoglykämie unter Levofloxacinanwendung bei einem älteren Patienten in der postoperativen
Periode.
Ein älterer nicht-diabetischer Patient mit eingeschränkter Nierenfunktion stellte sich mit duodenaler
Perforation vor. Nach erfolgreicher Operation entwickelte der Patient rezidivierende hypoglykämische
Episoden in der postoperativen Periode nach der Einnahme von Levofloxacin. Die verspätete Identifizierung
der Ursache der Hypoglykämie führte zum irreversiblen Hirnschaden und Tod... 24 Stunden nach der ersten
Dosis Levofloxacin fiel auf, dass der Patient geringe Blutzuckerwerte hatte und autonome und
neuroglykopenische Symptome entwickelte, weshalb er mit einer 50%igen Dextrose-Infusion behandelt
wurde. Während der folgenden 72 Stunden erhielt der Patient multiple Infusionen mit 50%iger Dextrose und
dextrosehaltigen Flüssigkeiten, jedoch kam es zu rezidivierenden hypoglykämischen Episoden mit sich
fortschreitend verschlechternden neuroglykopenischen Symptomen. Im späteren Abschnitt dieser Periode
entwickelte der Patient Krampfanfälle und ein Dezerebrationssyndrom und erlangte bei normalen
Blutzuckerwerten nicht das Bewusstsein zurück. Während der postiktalen Periode wurde der Patient intubiert
und erhielt atmungsunterstützende Maßnahmen... Levofloxacin wurde am 5. Tag abgesetzt. Nach Absetzen
von Levofloxacin entwickelte der Patient keine weiteren hypoglykämischen Episoden. Allerdings kam es trotz
der kontinuierlichen Normoglykämie während der nächsten 36 Stunden nicht zu einer Besserung des
neurologischen Zustands. Medizinische Maßnahmen wurden am 8. Tag auf den Wunsch der Familie
eingestellt und der Patient nach Hause entlassen, wo er verstarb.
https://link.springer.com/article/10.10 ... 007-0268-0 → DOI: 10.1007/s00423-007-0268-0
6) Chinolon-induzierte Hypoglykämie: Eine lebensbedrohliche aber potentiell reversible
Nebenwirkung.
Kürzlich berichteten wir über den achten Fall einer Levofloxacin-induzierten Hypoglykämie, welche eine
seltene, aber potentiell letale Nebenwirkung dieses Antibiotikums darstellt. Die betroffene Patientin wurde
erneut mit einer schweren Hypoglykämie eingewiesen, welche durch eine Einzeldosis Ciprofloxacin in
Kombination mit Glipizid verursacht wurde. Dies war die zweite Episode einer schweren lebensbedrohlichen
Hypoglykämie infolge einer Chinoloneinnahme durch unsere Patientin... Dieser Fall legt nahe, dass es sich bei
der Chinolon-induzierten Hypoglykämie um einen Klasseneffekt handelt, da sowohl Levofloxacin als auch
Ciprofloxacin eine schwere Hypoglykämie verursachten. Bemerkenswerterweise führte eine niedrige
Einzeldosis Ciprofloxacin (in Kombination mit Sulfonylharnstoff) zu einer schweren und lebensbedrohlichen
Hypoglykämie, die sich in Form von Krampfanfällen manifestierte. Die schwere Hypoglykämie konnte mit
einer Einzeldosis von intravenösem Octreotid behandelt werden.
http://www.amjmed.com/article/S0002-9343(09)00871-7/abstract
7) Levofloxacin-induzierte Hypoglykämie bei einem nicht-diabetischen Patienten.
Wir berichten über einen Patienten mit neu auftretender Hypoglykämie während der Einnahme von oralem
Levaquin, das wegen einer Lungenentzündung nach einer Bypass-OP verordnet wurde. Der Zustand
manifestierte sich in Form von ausgeprägten neurologischen Störungen und erforderte eine Behandlung mit
intravenöser Dextrose und parenteralem Glucagon. Es konnte keine andere Ursache identifiziert werden und
das Problem bildete sich einige Tage nach Absetzen des Antibiotikums zurück. Dieser Bericht beleuchtet
blutzuckersenkende Nebenwirkungen der Fluorchinolone bei Personen ohne Diabetes oder
blutzuckersenkende Arzneimittel. Obwohl Levaquin als Breitbandantibiotikum in einigen Situationen nützlich
sein kann, sollten Kliniker das Auftreten potentiell schwerwiegender oder sogar letaler Hypoglykämien
bedenken.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16775443
8) Levofloxacin und Hypoglykämie.
Ein von uns betreuter älterer Chirurgiepatient starb kürzlich an rezidivierenden Hypoglykämien, die durch
Levofloxacin induziert wurden. Dies hat uns zu einer Fragebogenerhebung mit Klinikern in unserem
Krankenhaus veranlasst... 79 Teilnehmer (80.4%) waren sich nicht bewusst, dass Levofloxacin Hypoglykämien
verursachen kann. Insbesondere fiel auf, dass sich 17 (94.4%) der 18 Intensiv-Verordner von Levofloxacin (die
alle der internistischen Abteilung angehörten) nicht bewusst waren, dass Levofloxacin Hypoglykämien
verursachen kann... Diese Überprüfung deckt auf, dass Levofloxacin und Gatifloxacin in unserem Krankenhaus
häufig verordnet werden. Trotz ihrer häufigen Anwendung ist das Wissen um die potentiell
hypoglykämischen Wirkungen schwach. Auf der Grundlage der Erinnerungen von Ärzten an unerklärliche
Fälle von Hypoglykämie in den vergangenen 6 Monaten scheinen Hypoglykämien durch
Levofloxacingebrauch viel häufiger aufzutreten als es Berichte in der Literatur nahelegen... Eine bessere
Kenntnis der Levofloxacin-assoziierten Hypoglykämie ist essentiell, um weitere unglückliche Konsequenzen
zu vermeiden.
https://academic.oup.com/cid/article/46 ... poglycemia
9) Moxifloxacin-induzierte Hypoglykämie bei einer nicht-diabetischen Patientin.
Wir berichten über den zweiten Fall von Hypoglykämie durch Moxifloxacin bei einer Patientin ohne
wesentliche Komorbiditäten... Wenige Stunden nach Einnahme der ersten Dosis Moxifloxacin (200 mg) and
Paracetamol (500 mg) wurde die Patiention ohnmächtig (Blutzucker 33 mg/dL). Nach einer Behandlung der
hypoglykämischen Episode wurde der Patientin eine Fortsetzung der Medikamenteneinnahme empfohlen.
Am 2. Tag wurde die Patientin nach Einnahme der zweiten Dosis Moxifloxacin ohnmächtig (Blutzucker 25
mg/dL). Die hypoglykämische Episode wurde behandelt und die Moxifloxacineinnahme abgebrochen. Am 3.
Tag blieb die Patientin bis zur Stabilisierung des Blutzuckers (124 mg/dL) unter klinischer Beobachtung. Am 4.
Tag wurde sie entlassen (Blutzucker 134 mg/dL).
http://www.ingentaconnect.com/content/b ... awler=true
10) Norfloxacin-induzierte Hypoglykämie und Urtikaria.
Dieser Bericht hebt einen Fall von Hypoglykämie mit Urtikaria als Nebenwirkung von Norfloxacin bei einem
nicht-diabetischen Patienten mittleren Alters hervor. Die durch einige Fluorchinolone verursachte
Hypoglykämie ist in der Literatur fest etabliert. Veröffentlichte Berichte sind in bezug auf Ciprofloxacin,
Gatifloxacin und Clinafloxacin verfügbar, allerdings gibt es unseres Wissens keine veröffentlichten Berichte zur
Hypoglykämie durch Norfloxacin. Der vorgeschlagene Mechanismus, mit welchem die Fluorchinolone
Blutzuckeranomalien verursachen, ist nicht klar verstanden...
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3371472/
VORLÄUFIGE EXPERIMENTELLE DATEN
1) Störung des zellulären Glukosetransports durch die zwei häufig verwendeten
Fluorchinolonantibiotika Ciprofloxacin und Levofloxacin betrifft den Glukosetransporter Typ 1.
In dieser Studie zeigen wir, dass Ciprofloxacin und Levofloxacin den Glukosetransport in HepG2-Zellen stören
und solche Hemmwirkungen mit einer Inhibition der GLUT1-Funktion assoziiert sind... Unsere Ergebnisse
legen nahe, dass Störungen des zellulären Glukosetransports und der GLUT1-Funktion mit dysglykämischen
und zentralnervösen Wirkungen von Ciprofloxacin und Levofloxacin assoziiert sein können.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19022360
2) Wirkungen von Fluorchinolonen auf die Insulinsekretion und ATP-sensitive K⁺-Kanäle von β-Zellen.
Unsere Ergebnisse legen nahe, dass dem Mechanismus einer Fluorchinolon-induzierten Hypoglykämie eine
Stimulation der Insulinsekretion durch Hemmung ATP-abhängiger Kaliumkanäle der pankreatischen
Betazellen zugrunde liegt.
http://www.sciencedirect.com/science/ar ... 9904006557
3) HERG-Protein spielt eine Rolle bei Moxifloxacin-induzierter Hypoglykämie.
Fluorchinolone können hERG-Kanäle und ATP-abhängige Kaliumkanäle der pankreatischen Betazellen
hemmen.
https://www.hindawi.com/journals/jdr/2016/6741745/
4) Auswirkungen von Fluorchinolonen auf die Mitochondrienfunktion in pankreatischen Betazellen.
Fluorchinolone beeinflussen die Funktion der Mitochondrien in Pankreaszellen, was die insulinregulierende
Wirkung durch Schließen der ATP-abhängigen Kaliumkanäle vermindern und zu hyperglykämischen Epsioden
führen kann.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24284031
5) Insulinotroper Effekt von Fluorchinolonen und Gegenwirkung durch Hemmung des
Energiestoffwechsels pankreatischer Betazellen.
Fluorchinolone interagieren offenbar mit der Atmungskette und hemmen dadurch den Energiestoffwechsel
pankreatischer Betazellen.
http://www.deutsche-diabetes-gesellscha ... /Kongress-
Archiv/45_2010_Late_Breaker_2.pdf