Aufgrund der neuen rechtlichen Situation für Online-Plattformen, wurde das Forum am 15.02.24 geschlossen. Das Projekt selber wird intern weitergeführt. Infos hier: KLICK

ICD Code Verfahren, unsere Beiträge sind gefordert! Infos hier: KLICK

GEDÄCHTNISSTÖRUNGEN

Benutzeravatar
Schorsch
Site Admin
Site Admin
Beiträge: 1270
Registriert: 07.10.2016, 09:36

GEDÄCHTNISSTÖRUNGEN

#809

Beitragvon Schorsch » 11.04.2017, 20:04

GEDÄCHTNISSTÖRUNGEN

Ein möglicher Fall von Levofloxacin-assoziierter Amnesie, Depression und Parästhesie.
Wir diskutieren den seltenen Fall einer Patientin mittleren Alters, die sich mit einem neuartigen und
plötzlichen Auftreten von Parästhesien und Kurzzeitgedächtnisstörungen nach Levofloxacineinnahme
vorstellte. Das Absetzen von Levofloxacin führte nicht zu einer Wiedererlangung kognitiver Funktionen... Im
Dezember 2009 erhielt die Patientin Levofloxacin wegen einer Infektion. Am zweiten Behandlungstag
entwickelte sie auf dem Heimweg von ihrer seit 38 Jahren frequentierten Arbeitsstelle einen Flush, akute
Schwäche und Parästhesien des Gesichts, der Brust und Arme. Obwohl sie die Strecke schon seit Jahrzehnten
fuhr, konnte sie sich nicht mehr an die Fahrtrichtung erinnern. Sie vergaß, dass sie ein Handy dabeihatte, fuhr
an den Straßenrand und bat um Hilfe von Passanten. Nachdem ein Notarzt gerufen wurde, brachte man sie in
die nächstgelegene Notaufnahme. Dort konnte kein signifikanter Befund erhoben werden und sie wurde
entlassen. Levofloxacin wurde abgesetzt. Ihr Kurzzeitgedächtnis verschlechterte sich sukzessive. Am
Arbeitsplatz wurde ihr nach auffälligen Gedächtnisstörungen und Problemen bei der Umsetzung von
Arbeitsanweisungen von ihrem Vorarbeiter empfohlen, eine Auszeit zu nehmen. Noch im selben Jahr wurde
ihr gekündigt... Unsere Patientin präsentierte sich mit einem permanenten Verlust des Kurzzeitgedächtnisses
nach kurzer Anwendung von Levofloxacin wegen einer Infektion. Wir sind uns keiner anderen möglichen
Ursache für ihre Symptome bewusst.
http://connmed.csms.org/i/284691-apr-2014/38

MANIE
1) Antimikrobiell induzierte Manie (Antibiomanie): eine Überprüfung von Spontanmeldungen.
Anhand von Suchergebnissen in den Datenbanken von Medline und PsychLit werteten wir Fallberichte über
Antibiotika-induzierte manische Episoden aus. Unveröffentlichte Berichte wurden von der WHO und der FDA
angefordert. In der medizinischen Literatur wurden 21 Berichte zur antimikrobiell induzierten Manie
gefunden. Davon waren 6 Fälle mit Clarithromycin, 13 Fälle mit Isoniazid und jeweils 1 Fall mit Erythromycin
und Amoxicillin assoziiert. Die WHO meldete 82 Fälle. Davon entfielen 23 Fälle (27.6%) auf Clarithromycin, 12
(14.4%) auf Ciprofloxacin und 10 (12%) auf Ofloxacin... Die Fallmeldungen der FDA zeigten, dass
Claritrhomycin und Ciprofloxacin am häufigsten mit der Entwicklung einer Manie assoziiert waren.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11799346
2) Rezidivierende Manie nach Chinolonexposition: Ein Fallbericht und Überprüfung der Literatur.
Wir berichten über rezidivierende manische Episoden einer Typhuspatientin, welche sich stets nach Exposition
gegenüber Chinolonantibiotika entwickelten... Über das Auftreten einer manischen Episode wurde sowohl bei
Typhuserkrankungen als auch im Zusammenhang mit einigen Antibiotika berichtet, von denen Chinolone am
berüchtigsten sind. Allerdings gibt es zum Typhusfieber als ätiologischen Faktor manischer Reaktionen nicht
viele Berichte. In einem vorausgehenden Fallbericht über eine Typhus-assoziierte Manie war der Patient beim
Einsetzen der manischen Symptome afebril, er erhielt aber Ciprofloxacin, während in einem anderen Fall
zahlreiche Störfaktoren ersichtlich wurden, die die Bestimmung eines für die hypomanischen Symptome
infrage kommenden Kausalfaktors erschwerten... Andererseits wurde desöfteren über die Antibiotikaassoziierte
Manie berichtet. In einer Studie zur antimikrobiell induzierten Manie wurden 103 Fälle aus der
un-/veröffentlichten Literatur erfasst, von denen die Chinolongruppe in 48 Fällen (46.7%) als Kausalfaktor
verdächtigt wurde. In einer weiteren kürzlich veröffentlichten Studie zu Chinolon-assoziierten
Nebenwirkungen wurde am häufigsten Manie genannt, hier in Verbindung mit Ciprofloxacin, was womöglich
auf dessen verstärkten Gebrauch zurückzuführen ist... Als die Patientin eine Manie entwickelte war das Fieber
abgeklungen, folglich kann nur Ciprofloxacin als ursächliche Substanz in Betracht gezogen werden.
http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC4943127

PSYCHOSE
1) Moxifloxacin-induzierte akute Psychose: Ein Fallbericht mit Überprüfung der Literatur.
Wir berichten über einen jungen gesunden erwachsenen Patienten, der mit Moxifloxacin behandelt wurde
und Symptome einer akuten Psychose entwickelte. Unseres Wissens existierten vor dem Zeitpunkt der
Berichterstellung keine weiteren Fallberichte über Moxifloxacin-induzierte visuelle und akustische
Halluzinationen, insbesondere bezüglich gesunder Individuen ohne zugrundeliegende Erkrankung oder
Risikofaktoren... Unserem Patienten wurden nach der Diagnose einer akuten Bronchitis einmal täglich 400 mg
Moxifloxacin für fünf Tage und alle sechs Stunden 500 mg Paracetamol verordnet. Nach 72 Stunden kam der
Patient mit seiner Frau in die Klinik zurück, wo eine symptomatische Verbesserung der Atemwegserkrankung
bestätigt wurde. Allerdings erwähnte seine Frau, er wäre „verängstigt, nicht in der Lage durchzuschlafen und
wird von einer bedrohlichen Gestalt verfolgt und gerufen“. Er wurde an die psychiatrische Abteilung
überwiesen und am selben Tag in der psychiatrischen Ambulanz befragt. Laut Anamnese gab es weder beim
Patienten noch in der Familie psychiatrische Vorerkrankungen. Während des Gesprächs berichtete seine Frau,
dass er nachts wegen verschiedener alltäglicher Probleme besorgt war und sich ihr und dem gemeinsamen
Kind gegenüber gereizt verhielt. Der Patient behauptete gegenüber einem Psychiater: „Ich sehe den Teufel.
Ich habe ihn gesehen und gehört. Ich halte es nicht mehr aus! Bitte helfen Sie mir!“ Es wurde die
Verdachtsdiagnose auf eine Moxifloxacin-induzierte akute psychotische Episode gestellt und beschlossen,
Moxifloxacin abzusetzen und dem Patienten unter 24-stündigem Monitoring Azithromycin zu verordnen.
Zwölf Stunden nach Abbruch der Moxifloxacinbehandlung bildeten sich die Symptome des Patienten
vollständig zurück, denn er präsentierte sich im Rahmen einer wiederholten psychiatrischen Beurteilung wach
und allseits orientiert und wies keine weiteren Anzeichen einer Angststörung, Insomnie und Halluzination
auf... Ein zentraler Aspekt unseres Falls ist, dass das Auftreten der akuten psychotischen Episode bei einer
gesunden jungen Person ohne Nieren- oder Leberdysfunktion, Drogenmissbrauch, Polypharmazie oder eine
prädisponierende psychiatrische Vorerkrankung zustande kam.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5084489/
2) Moxifloxacin-induzierte visuelle Halluzinationen: Ein Fallbericht und Überprüfung der Literatur.
Wir berichten über den Fall einer jungen Patientin, die nach 2 Dosen Moxifloxacin visuelle Halluzinationen
entwickelte. Nach dem Absetzen von Moxifloxacin bildeten sich die Symptome der Patientin vollständig
zurück. Bei unserer Patientin handelte es sich um eine junge Dame ohne Nierendysfunktion,
Drogenmissbrauch, Polypharmazie oder prädisponierende psychiatrische Vorerkrankungen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27000139
3) Akuter Dermatozoenwahn unter Ciprofloxacinbehandlung.
Im März 2005 erhielt ein 45-jähriger Patient wegen einer Harnwegsinfektion erstmals täglich 200 mg
Ciprofloxacin... Am nächsten Tag entdeckte er seltsame kleine Insekten in seiner Wohnung, an den Wänden,
in der Bettwäsche, unter der Tapete und seiner Haut. Er nahm an, es müsse sich um Flöhe oder Bettwanzen
handeln. Die umgehende Vorstellung beim Dermatologen blieb ergebnislos und er begann einen „Kampf
gegen die Insekten“ mit einem Insektizid. Allerdings konnten seine Frau und sein Bruder keine Insekten
entdecken. Als er damit begann, die vermeintlichen Insekten mit einem großen Messer aus seinem Körper zu
schneiden und sich dabei an unterschiedlichen Stellen einschließlich des Rückens Schnittwunden zufügte,
verständigte seine Frau den Notruf, welcher eine Aufnahme in die psychiatrische Klinik veranlasste... Wir
stellten seine antibiotische Behandlung von Ciprofloxacin auf 3 x 1000 mg Amoxicillin um. Es wurde keine
spezifische psychopharmakologische Medikation verordnet. Innerhalb von zwei Tagen bildeten sich die
Halluzinationen vollständig zurück und der Patient entwickelte eine Distanz zu seinen Vorstellungen von
Insekten in seiner Wohnung. Er wurde nach sechs Tagen entlassen und war immer noch frei von
psychotischen Symptomen und bei einer drei Wochen später durchgeführten Nachuntersuchung in guter
Verfassung... Dass das akute Syndrom durch Ciprofloxacin verursacht wurde ist offensichtlich, da es sich nach
Absetzen des Arzneimittels vollständig zurückbildete, was mit bisherigen Fallberichten übereinstimmt. Der
Mechanismus ist unklar.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16871474 → DOI: 10.1055/s-2006-947183
4) Ein Fall von Ciprofloxacin-induzierter akuter polymorpher psychotischer Störung mit ausgeprägtem
Defizit der exekutiven Funktionen.
Wir berichten über eine 45-jährige Patientin, die nach einer Behandlung mit Ciprofloxacin eine akute
polymorphe psychotische Störung entwickelte... Die Patientin nahm eine Woche lang täglich 500 mg
Ciprofloxacin. Nach Einnahmeende entwickelte sie einen Beziehungswahn. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie
in einem Modegeschäft und vermutete, dass sie von ihren Kollegen beobachtet wurde. Zwei Wochen später
litt die Patientin unter Konzentrationsstörungen und inkohärentem Denken. Sie befand sich in einer labilen
und oft aggressiven Stimmung und erlitt während der Arbeit einen 'Nervenzusammenbruch'. Ein Notarzt
brachte sie in die Universitätsklinik von Mannheim, wo sie das Verhalten der Krankenschwestern und Ärzte als
'seltsam und bizarr' bezeichnete... Bei der Klinikaufnahme war die Patientin ansprechbar, sie zeigte aber
Konzentrationsdefizite. Sie wies eine konkretistische und inkohärente Denkweise auf. Sie litt an Beziehungsund
Verfolgungswahn. Sie nahm akustische Halluzinationen und Täuschungen wahr. Ihre Stimmung war labil...
Wir leiteten eine antipsychotische Behandlung mit 15 mg Aripiprazol ein. Innerhalb von 9 Tagen zeigte sich
bei der Patientin eine Besserung der Wahnsymptomatik und sie nahm ihre Arbeit wieder auf... Drei bis vier
Wochen später beendete sie die Medikation. Während einer stressigen Episode am Arbeitsplatz und im
Privatleben entwickelte sie eine depressive Episode mit ausgeprägtem Beziehungswahn. Wir können daher
die Möglichkeit einer schizoaffektiven Störung nicht ausschließen. Allerdings gab es einen besonders starken
Zusammenhang zwischen dem Einsetzen der psychotischen Symptome und dem Beginn der
Ciprofloxacintherapie.
http://www.psychosomaticsjournal.com/ar ... 33-3182(07)71051-4/abstract
5) Akute Psychose bei einem Traumapatienten durch Ciprofloxacin.
Ciprofloxacin und andere Flurochinolonantibiotika werden zunehmend perioperativ eingesetzt. Wir
präsentieren den Fall eines Traumapatienten, dessen Regeneration durch eine akute psychotische Episode
erschwert wurde, die ursprünglich mit einer postoperativen Sepsis korrelierte, jedoch höchstwahrscheinlich
auf Ciprofloxacin zurückzuführen war... Am 13. Tag behandelten wir den Patienten mit 2 x täglich 1g
Vancomycin, 2 x täglich 400mg Ciprofloxacin und 3 x täglich 500 mg Metronidazol... Am 15. Tag fiel dem
Klinikpersonal auf, dass der Patient extrem angespannt war, und bei der psychiatrischen Untersuchung am 20.
Tag schien die Agitation zuzunehmen; er hatte Furcht vor weiteren Angriffen, beschrieb Albträume und
entfernte die intravenösen Zugänge. Am 23. Tag verhielt er sich aggressiv gegenüber Familienmitgliedern
und dem Klinikpersonal. Er entfernte die intravenösen Zugänge und verschwand aus der Krankenstation. Er
rannte im Krankenhaus umher und hatte visuelle Halluzinationen und paranoide Wahnvorstellungen. Es
wurde eine akute psychotische Episode diagnostiziert... Die Ciprofloxacinbehandlung wurde abgebrochen
und die antibiotische Therapie mit Gentamicin und Metronidazol fortgesetzt. Seine Psychose bildete sich im
Laufe der folgenden 9 Tage allmählich zurück, und er wurde am 33. Tag entlassen.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articl ... 7-0063.pdf
6) Levofloxacin-induzierte akute Psychose.
Wegen eines persistierenden Fußulkus wurde unserem Patienten nach 10-tägiger Behandlung orales
Levofloxacin (500 mg/Tag) verabreicht. Am dritten Tag der Einnahme wurde er unruhig, seine Sprache war
irrelevant und inkohärent. Später wurde er beleidigend, gewalttätig und entwickelte visuelle Halluzinationen
von Personen in seinem Krankenzimmer. Seine Konfusion verschlechterte sich und er wurde zunehmend
gewalttätiger. Er schlief nur wenig. Die psychiatrische Untersuchung deutete auf eine akute Psychose hin. Die
Diagnose der akuten Psychose korreliert nicht mit der klinischen Diagnose, da sich der Patient nach 10-
tägiger Therapie mit intravenösem Amoxicillin/Clavulansäure auf dem Wege der Besserung befand... Eine
erneute psychiatrische Untersuchung zeigte, dass er innerhab von 48 Stunden nach Absetzen von
Levofloxacin wach und allseits orientiert war und keine weiteren Halluzinationen hatte... Die Neurotoxizität
von Fluorchinolonen ist ein wichtiges Problem, welches bei dieser Antibiotikagruppe bedacht werden muss.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2745871/
7) Psychosen unter Ofloxacin.
Die neue Ofloxacin (TARIVID)-Gebrauchsinformation enthält u.a. Hinweise auf "psychotische Reaktionen wie
Unruhe, Erregungszustände, Angstzustände, Depressionen, Verwirrtheit, Halluzinationen bis hin zur
Selbstgefährdung", die teilweise schon "nach Ersteinnahme" von TARIVID auftreten. Auf die Gefahr der
Selbstschädigung macht Hoechst aufmerksam, nachdem sich ein im Südwesten ansässiger niedergelassener
Kollege das Leben nahm. Er litt an einem wahrscheinlich durch TARIVID induzierten Paniksyndrom mit
stärksten Körperparästhesien, das mit hochpotenten Psychopharmaka behandelt worden war. Das hieraus
resultierende Extrapyramidalsyndrom ließ ihn berufsunfähig werden.
http://www.arznei-telegramm.de/html/199 ... 15_03.html
Levofloxacin zwei Tage je 500 mg Kapsel im Juli 2015

Zurück zu „Evidenz - Wissenschaftliche Studiensammlung zu Nebenwirkungssymptomen aufgrund von Fluorchinolonen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste