Hallo Idgie,
als ich Deinen Post gelesen hatte, musste ich schmunzeln. Als ich gestern früh den Link zu der schweizerischen Tabelle rausgesucht hatte, stand ich auch zuerst davor und wusste nicht mehr, wie es ging. Also,es gibt noch andere, die damit Probleme haben.
Nehmen wir nun als Beispiel Zolpidem. Du siehst meistens ein "s". "S" steht für Substrat d.h. das Medikament wird durch das Enzym z.B 1A2 abgebaut. "s" bedeutet es ist ein Nebenabbauweg.
Bei Zolpidem stehen noch weitere "s":
2C19, 2C8/9, 2D6,
Dies sind alles Enzyme, die das Zolpidem abbauen, aber nicht hauptsächlich.
Bei 3A4/5/7 steht "SS". Das steht für den Hauptabbauweg.
Problem: Die Chinolone hemmen sowohl 1A2 (Nebenweg) als auch 3A4.
http://medind.nic.in/ibi/t01/i4/ibit01i4p248.pdfDas bedeutet, das Stoffe/Medikamente, die über diese beiden Enzyme verstoffwechselt werden, schlecht abgebaut werden und dass ihre Konzentration ansteigt, so dass es zu Symptomen kommen kann.
Das ist unter anderem ein Grund, warum wir Coffein nicht vertragen können (Substrat von 1A2)
Allgemeines:
Ein Enzym wird gebraucht, damit ein Stoff in einen anderen Stoff verändert wird. Wenn das Enzym gehemmt ist, dann kann diese Reaktion nicht stattfinden.
Ein Enzym könnt Ihr Euch wie ein Schloss vorstellen. Manchmal gibt es nur einen Schlüssel, der passt. Bei den CYP450 Enzymen sind es viele verschiedene "Schlüssel" die in das entsprechende "Schloss" passen.Diese Schlüssel können Medikamente aber auch andere Stoffe sein, die in den Körper gelangen
(Nahrungsmittel, Chemikalien...) oder vom Körper selber produziert werden.
Wenn durch die Hemmung dieser Enzyme einige ausfallen, wie durch die Chinolone, dann kann man sich vorstellen, dass es zu Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten kommen kann. Sie kommen häufig in der Leber vor aber auch in anderen Organen wie Lunge oder Darm.
Bei Pharmawiki gibt es einige Bilder, die Euch vielleicht helfen um sich Substrate CYP450 etc. besser vorzustellen. Scrollt weiter nach unten, damit Ihr sie seht.
https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=CYPUnten findet Ihr noch einen weiteren Abschnitt aus einem Artikel aus der Deutschen Apothekenzeitung zu dem Thema CYP1A2 -Umweltgifte
Von Ruwen Böhm, Kirstin Reinecke, Sierk Haenisch, Cornelia Börger, Ekkehard Haen, Ingolf Cascorbi und Thomas Herdegen
Arzneimittel und CYP1A2
Deutsche Apothekerzeitung
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-22-2013/arzneimittel-und-cyp1a2Klinisch relevante Inhibition und Induktion des Enzyms
...Umweltgifte als Substrate
Toxikologisch relevante Substrate von CYP1A1 und Induktoren beider CYP1A-Subtypen sind die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) wie Benz(a)pyren [6]. Sie entstehen bei der unvollständigen Verbrennung (Pyrolyse) organischen Materials, also beispielsweise beim Tabakrauchen oder beim Grillen, wenn Fett auf die Kohle oder den Heizstab tropft. Einige PAK werden z. B. zu Epoxiden abgebaut und sind krebserzeugend. Heterozyklische aromatische Amine (HAA) entstehen durch Pyrolyse von Proteinen im Fleisch (z. B. Kruste). Sie sind krebserzeugend, denn sie werden durch CYP1A2 zu Hydroxylaminen abgebaut, die zu DNA-Schäden und damit zu Dysplasien und Tumoren führen.
Acrylamid entsteht durch die Reaktion von Aminosäuren und Stärke beim Bräunen von Backwaren oder Pommes frites. Sein kanzerogenes Potenzial ist unklar.
Nitrosamine bilden sich insbesondere beim Erhitzen von Nitrit-haltigen Lebensmitteln wie gepökelten Fleisch- und Fischprodukten, kommen aber auch im Tabakrauch vor. Sie sind stark krebserzeugend.
Alle genannten Prokanzerogene sind Substrate beider CYP1A-Subtypen:
CYP1A1 giftet (= aktiviert) vor allem PAK in der Lunge,
CYP1A2 giftet vor allem HAA in Leber und Darm.
...
Inhibitoren von CYP1A2
Typische kompetitive CYP1A2-Inhibitoren sind relativ kleine Moleküle, die häufig einen Methyl-, Chlor- oder Fluorsubstituenten besitzen (Tab. 1). Zu den starken Inhibitoren zählen das SSRI-Antidepressivum Fluvoxamin sowie die Gruppe der Fluorchinolon-Antibiotika. So können 750 mg Ciprofloxacin pro Tag die Bioverfügbarkeit von Coffein um 70% erhöhen.