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Nach einem Monat erst psychische Probleme

TobX
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Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31668

Beitragvon TobX » 03.08.2022, 12:51

Hallo zusammen!
Ich weiß, ich habe mich noch nicht vorgestellt, dafür brauche ich noch etwas, da ich es momentan leider nicht schaffe, diese Worte über meine Lippen, bzw. Tastatur zu bringen :(

Ich habe eine Frage, die mich seit längerem beschäftigt und freue mich, wenn sich jemand damit auskennt :)

Ich weiß, dass Fq auf das GABA-System und auf NMDA wirkt und deswegen die psychischen Probleme entstehen.

Jedoch verstehe ich nicht, warum das erst nach Monaten los gehen kann :confusion-helpsos:

Wenn ich SSRI nehme, dann blocken diese meine Rezeptoren doch auch nur so lange, wie es wirkt.

Also müssten die GABA-Rezeptoren doch nach Beendigung wieder funktionieren? Und die Nebenwirkungen von Anfang an auftreten und nicht erst einen Monat später oder?

Ich hoffe mir kann hier jemand einen Rat geben :)

Ganz liebe Grüße!

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EagleEyeC
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31694

Beitragvon EagleEyeC » 05.08.2022, 17:44

Hi TobX

So ganz einfach ist das nicht. Ein gutes Beispiel dafür ist jemand der einen Benzodiazepinentzug hinter sich hat. Denn dann auch keine Medikamente mehr welche auf die GABA Rezeptoren wirken, jedoch sind die Rezeptoren so stark verändert dass es Monate bis Jahre dauert, bis sich das wieder eingependelt hat.

Heute weiss man in diesem Fall, dass die eigentliche Schädigung am GABA Rezeptor danach zu Veränderungen am NMDA Rezeptor führt als Kompensation. Mit der Zeit hört dann das Benzodiazepin auf zu wirken um ein hat eine Dysbalance zwischen GABA und Glutamat, welche über Monate bis Jahre noch nach dem Absetzen zu Symptome führen kann.

Bei FQAD stellen wir uns auf ein bisschen anders vor: Es kommt zu einer initialen Schädigung der GABA Rezeptoren welche bestehen bleibt für eine längere Zeit. Das bedeutet dass von jetzt auf morgen ein Ungleichgewicht zwischen GABA und Glutamat entsteht. Je länger das andauert desto grösser ist die Exzitotoxizität im Nervensystem, wodurch sich die meisten neurologischen und neuropsychiatrische Nebenwirkungen erklären liessen.

Was ist auch ein Grund warum z.B. Clonazepam häufig die Symptome sofort reduziert (man aber zu einem viel späteren Zeitpunkt dann eine Rechnung erhält und ich es daher nur bei schweren Fällen empfehle). Ebenso habe ich unterdessen festgestellt dass Ketamin genau gleich gut wirkt wie Clonazepam. Ketamin hemmt NMDA.

Noch ein weiterer Input: Magnesium ist schon lange bekannt als das Standardtherapeutikum. Man hat immer gedacht es hängt mit der Chelation von Magnesium zusammen. Könnte es nicht auf sein, dass die niedrigpotente Wirkung von Magnesium als NMDA Antagonist der eigentliche Grund für die Hilfe darstellt?

Vieles von dem was ich jetzt geschrieben habe beruht auf einer Theorie, ist also nicht zu 100 % belegt.

Die verzögerten neuropsychiatrische Nebenwirkungen würden sich durch eine steigende Exzitotoxizität gut erklären lassen, ob es schlussendlich das ist? Das weiss heute noch niemand. Sobald wir es wissen würden, wäre es deutlich einfacher.

Was ich dir aber sagen kann: Die psychiatrische Nebenwirkungen sind die, die am schnellsten und am sichersten verschwinden, auch wenn es manchmal 6 Monate dauern kann.

Gute Besserung

Idgie
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31695

Beitragvon Idgie » 05.08.2022, 17:55

Hallo,

Was ich dir aber sagen kann: Die psychiatrische Nebenwirkungen sind die, die am schnellsten und am sichersten verschwinden, auch wenn es manchmal 6 Monate dauern kann.


Das wäre sehr schön, wenn das so wäre. Es gibt hier leider viele inclusive mir, die noch nach Jahren (5) mit psychiatrischen Nebenwirkungen kämpfen. Eine wirklich nachhaltige Therapie gibt es meines Wissens noch nicht, es gibt auch in diesem Bereich immer wieder Schübe, auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie zu Anfang.

Grüße Idgie
Zuletzt geändert von Idgie am 05.08.2022, 17:56, insgesamt 1-mal geändert.
Einnahme 10x250 mg Ciprofloxacin Juni 2017

TobX
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31697

Beitragvon TobX » 06.08.2022, 04:19

Vielen Dank für eure Antworten!
Hoffentlich gibt es bald Erkenntnis in diesem Fall, sodass man den Betroffenen außer AD helfen kann!!!

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EagleEyeC
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31698

Beitragvon EagleEyeC » 06.08.2022, 07:59

Idgie hat geschrieben:Hallo,

Was ich dir aber sagen kann: Die psychiatrische Nebenwirkungen sind die, die am schnellsten und am sichersten verschwinden, auch wenn es manchmal 6 Monate dauern kann.


Das wäre sehr schön, wenn das so wäre. Es gibt hier leider viele inclusive mir, die noch nach Jahren (5) mit psychiatrischen Nebenwirkungen kämpfen. Eine wirklich nachhaltige Therapie gibt es meines Wissens noch nicht, es gibt auch in diesem Bereich immer wieder Schübe, auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie zu Anfang.

Grüße Idgie


Ich wollte damit niemanden ausschliessen, trotzdem zeigt sich klar, dass es typischerweise die NW sind, die am schnellsten weggehen. Die Reihenfolge: neuropsychiatrisch > neurologisch > schwere Kollagenschäden hat sich bisher als wahr erwiesen. Natürlich gibt es Ausnahmen und ich hoffe, du findest einen Weg, damit es besser wird. Der TE hat jedenfalls bessere Chancen, als wenn er mit 2 dick geschwollenen AS schreiben würde, das wollte ich damit sagen =)

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EagleEyeC
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31699

Beitragvon EagleEyeC » 06.08.2022, 08:10

Idgie hat geschrieben:Hallo,

Was ich dir aber sagen kann: Die psychiatrische Nebenwirkungen sind die, die am schnellsten und am sichersten verschwinden, auch wenn es manchmal 6 Monate dauern kann.


Das wäre sehr schön, wenn das so wäre. Es gibt hier leider viele inclusive mir, die noch nach Jahren (5) mit psychiatrischen Nebenwirkungen kämpfen. Eine wirklich nachhaltige Therapie gibt es meines Wissens noch nicht, es gibt auch in diesem Bereich immer wieder Schübe, auch wenn es nicht mehr so schlimm ist wie zu Anfang.

Grüße Idgie


Sind dass bei dir primär noch die typischen GABAergen neuropsychiatrische Nebenwirkungen?

Also schwere Schlafstörungen mit kaum mehr als 2-3 Stunden Schlaf, Angst und Panik, eine extreme „chemische" Unruhe?

Ich kenne jedenfalls wirklich kaum Fälle, bei denen diese Nebenwirkungen nicht verschwunden sind. Es ist für mich verständlich dadurch, dass das Gehirn sehr plastisch ist und sich an solche Veränderungen anpassen kann-zumindest besser als das periphere Nervensystem oder eine Sehne, die kaum Blut ab kriegt.

Was ich jedoch häufig sehe, ist das praktisch alle (inklusive ich selber), Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörungen aufweisen. Manchmal finde ich es auch schwierig zu unterscheiden was ist vom Medikament und was ist die Reaktion auf die schwere Situation.

Ich fände es also interessant wenn du noch ein wenig ausführen könntest welche Nebenwirkungen du denkst noch vom Medikament kommen aus dem neuropsychiatrischen Bereich, dann würde ich auch wieder etwas Neues lernen.

Hast du auch eine Theorie was es sonst sein könnte? Oder ist es Für dich 100 % klar dass es nur die direkte Wirkung durch das Medikament ist?

Ich habe unterdessen ungefähr 100, ein bisschen mehr Betroffene betreut. Bei einem Fall hatte ich wirklich Zweifel Mit der Zeit, dass die psychiatrischen Nebenwirkungen weggehen. Sie sind dann ca. 18-24 Monaten langsam abgeflacht und dann verschwunden. Das war das längste und da hatte ich wirklich dann langsam Angst, dass es bei ihm nicht besser wird.

Also wenn du die Kraft findest, wäre ich froh wenn du ein bisschen ausführen würdest.

Lieber Gruss

TobX
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31701

Beitragvon TobX » 06.08.2022, 16:14

Diese chemische Unruhe ist das schlimmste, meiner Meinung nach!
Diese hatte ich manchmal auch bei der Angststörung.
Dann frage ich mich, ob es von den Tabletten kommt oder nicht.
Ich denke dass es jedoch von den Tabletten kommt, weil ich diese Symptome lange Zeit nicht mehr hatte!

Zusätzlich kommt noch hinzu, dass Ärzte nichts finden… ich bilde mir doch nicht ein, dass meine Hände kribbeln und die Ellenbogen schmerzen wie Hölle!
Man bekommt nicht mal eine Diagnose!!!

Momo
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31717

Beitragvon Momo » 07.08.2022, 14:25

Hallo EagleEyeC,
ich möchte nicht TobX Geschichte voll schreiben, das Thema ist allerdings sehr interessant. Viele haben ja unterschiedliche Vorbelastungen , die Unruhe begünstigen. Sei es die erwähnte Angsstörung, Schilddrüse oder Hormone der Wechseljahre. So verstärkt Flox da die Ungleichgewichte. Ich hab noch die Hoffnung, dass sich einiges bei Normalisierung der SD bessert. Als ich dies einer Freundin gegenüber äusserte, kam heraus ihre Wechseljahresbeschwerden sind ähnlich und eine gefloxte Freundin beschreibt alles nochmal eine Version stärker. Also Konzentration, Belastbarkeit, Unruhe, Schlafstörungen. . kann man irgendwie herausfinden, was von was kommt? Bei mir war nach Ciprofloxacin erstmal alles gleichzeitig aus dem Lot.
Zuletzt geändert von Momo am 07.08.2022, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße Momo
7 Tage Ciprofloxacin

TobX
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31722

Beitragvon TobX » 07.08.2022, 16:14

Was hat euch denn gegen diese Unruhe geholfen?

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Luketheman
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31724

Beitragvon Luketheman » 07.08.2022, 16:54

Hallo Tobx,

ich möchte dir Mut machen ich weiß wie du dich fühlst mir ging es auch so und es wurde besser!
wie schon in dem anderen Beitrag erwähnt hatte ich auch Angstzustände und eine extreme innere Unruhe in den ersten 3 Wochen nach der Einnahme von diesem Gift.
Das schlimmste war dieser Druck auf der Brust und dieses ständige Herzrasen + Stolpern.
Es wurde dann einfach von alleine ganz langsam immer besser und verschwand komplett.

Um schlafen zu können wurde mir Promethazin als Beruhigungsmittel verschrieben, das nehme ich immer Abends. Es ist wirklich sehr gut verträglich und es gibt keinen Gewöhnungseffekt. Ich habe keine Nebenwirkungen dadurch, aber kann natürlich bei jedem anders wirken, deshalb bitte immer mit einem Arzt besprechen und abklären lassen, denn es ist rezeptpflichtig.
Ich hab mir außerdem tagsüber aber auch alles andere rein geballert was ich kriegen konnte.
Dazu zählt:
Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume und CBD Öl. Muss man halt testen was man verträgt.

Ich hoffe ich konnte dich ein wenig beruhigen glaub mir es kann besser werden auch ohne etwas zu nehmen, bei mir und par anderen die ich kenne war es so. Glaub an dich und gib niemals auf!

Gruß Lukas
Zuletzt geändert von Luketheman am 07.08.2022, 17:09, insgesamt 3-mal geändert.
20 x 1mg Cirpofloxacin Ohrentropfen 2017
5 x 500mg Levofloxacin April 2022


Ohne Hinweise zu Risiken & Nebenwirkungen
vom Arzt oder Apotheker!

TobX
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31732

Beitragvon TobX » 07.08.2022, 19:17

Vielen Dank für deine Beruhigenden Worte!!

Idgie
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Re: Nach einem Monat erst psychische Probleme

#31736

Beitragvon Idgie » 08.08.2022, 08:34

EagleEyeC hat geschrieben:
Sind dass bei dir primär noch die typischen GABAergen neuropsychiatrische Nebenwirkungen?

Also schwere Schlafstörungen mit kaum mehr als 2-3 Stunden Schlaf, Angst und Panik, eine extreme „chemische" Unruhe?

Ich kenne jedenfalls wirklich kaum Fälle, bei denen diese Nebenwirkungen nicht verschwunden sind. Es ist für mich verständlich dadurch, dass das Gehirn sehr plastisch ist und sich an solche Veränderungen anpassen kann-zumindest besser als das periphere Nervensystem oder eine Sehne, die kaum Blut ab kriegt.

Was ich jedoch häufig sehe, ist das praktisch alle (inklusive ich selber), Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörungen aufweisen. Manchmal finde ich es auch schwierig zu unterscheiden was ist vom Medikament und was ist die Reaktion auf die schwere Situation.

Ich fände es also interessant wenn du noch ein wenig ausführen könntest welche Nebenwirkungen du denkst noch vom Medikament kommen aus dem neuropsychiatrischen Bereich, dann würde ich auch wieder etwas Neues lernen.

Hast du auch eine Theorie was es sonst sein könnte? Oder ist es Für dich 100 % klar dass es nur die direkte Wirkung durch das Medikament ist?


Hallo EEC,

so habe ich das noch gar nicht gesehen - danke für den Gedankenanstoß!
Die extremen Schlafstörungen sind inzwischen Geschichte, es gibt zwar immer wieder Schübe, wo ich nicht gut schlafe, aber nicht mehr so extrem wie zu Anfang.
Bei den anderen psychischen Symptomen kann ich das nicht wirklich trennen. Es gibt immer wieder Schübe mit Angst, Hoffnungslosigkeit, Depression, aber das kann natürlich auch der Situation an sich geschuldet sein. Es macht nicht wirklich Spaß, sich vorzustellen, das es nie mehr wirklich gut wird. Nach inzwischen 5 Jahren sind diese Gedanken leider sehr präsent. Ich habe mir nicht gewünscht, daß sich mein Rentendasein vorwiegend um Symptome und NEMs dreht, zumal ich vorher ein ziemlich gesunder, aktiver Mensch war, und das wirkt sich natürlich auf meine psychische Verfassung aus.

Ich denke, es ist eine Mischung aus Beidem, Medikament und Belastungsstörung.

VG Idgie
Einnahme 10x250 mg Ciprofloxacin Juni 2017


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