Auf die 2018 Studie aus Finnland, die belegte, dass FCs mit der mitochondrialen Topoisomerase interagiert, gab es offensichtlich recht zügig eine Nachfolgestudie eines pharmakologischen Instituts welche erörtert ob FC direkt DNA-Brüche verursachen können.
Die Analyse-Grafiken signalisieren, dass FC SSB (Single-Strand-Breaks) der DNA verursachen und auch in schwächerem Umfang Double-Strand-Brakes angezeigt werden (DSB). Die Strang-Bürche sind bei der Top2B ausgeprägter als bei der Top2A:
Im Text versucht man dann seltsamerweise das Ergebnis zu relativieren, indem man die These aufstellt, dass solche FC-Konzentrationen in vivo unwahrscheinlich seien.
Dabei ignoriert man, dass es in vivo unterschiedliche Gewebearten gibt. Während es bspw. in hochenergetischen Kardiozyten durchaus unwahrscheinlich ist, sind hohe Konzentrationen in bradytrophen Geweben wie Knorpel- und Sehnenzellen logischerweise wahrscheinlicher. Dazu muss man beachten, dass FC zusätzlich u.a. die Entgiftungsenzyme hemmen und genetische Einschränkungen vorhanden sein können, was wiederum die intrazelluläre FC-Konzentrationen erhöhen kann.
Außerdem sind Konzentrationen von 3 - 30 µM (1 - 10 mg/l) nachweislich gängige Konzentrationen bei einer FC-Behandlung, hier besteht somit eine starke Diskrepanz zwischen den Fakten und den Interpretationen:
"Bei normaler Anwendung (500 mg Einzeldosis bei einer 70 kg schweren Person) beträgt die Konzentration 3 mg/l in Serum/Muskeln, 6–9 mg/l in Prostata/Darm, 18–21 mg/l in Granulozyten, 6–30 mg/l in der Lunge und 15–30 mg/l in der Galle.[29]"
( Quinolone Antibacterials (= Handbook of Experimental Pharmacology). Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 1998, ISBN 978-3-642-80366-6 (springer.com [abgerufen am 31. Januar 2019]).)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ciprofloxacin
Ciprofloxacin wirkt weiterhin zytotoxisch und zytostatisch auf menschliches Gewebe: Nekrose von Knorpelzellen wurde ab 1 mg/l beobachtet,[20] DNA-Fragmentierung und Apoptose von T-Zellen ab 2,5 mg/l,[21] Mitochondrienschäden und Apoptose von Sehnenzellen ab 3 mg/l,[22] Proliferationshemmung von Fibroblasten ab 5 mg/l,[23] Schädigung der mitochondrialen DNA (mtDNA) und Wachstumshemmung ab 20 mg/l,[24] und Unterbrechung des Zellzyklus, Genommutation sowie Verlust der mtDNA ab 25 mg/l.[25][26]
https://de.wikipedia.org/wiki/Ciprofloxacin
Demnach sind Konzentrationen von über 30 mg/l (90µM) definitiv realistisch. Das ist auch der Grund für die unterschiedlich starken Floxungen in der Praxis. Je höher die erreichte Konzentration, desto schwerer die initialen DNA-Schäden.
Die Studie schließt wie folgt:
"Conclusion
Fluoroquinolones represent an important class of widely prescribed pharmaceuticals with a broad range of activity in both Gram-positive and Gram-negative infections. Unfortunately, a small percentage of patients experience severe adverse reactions to these agents"
Spätestens hier wird auch klar warum man versucht die FC induzierten Einfachstrangbrüche zu relativieren. Verharmlosung der schweren oftmals lebenslangen Toxizität mit "kleiner Prozentsatz" obwohl längst das Gegenteil bewiesen ist. FCs als wichtig ("important") zu lobhudeln ist außerdem eine persönliche und subjektive Meinung, die in wissenschaftlichen Studien nichts verloren hat.
Desweiteren vermisst man den Abschnitt "Conflict of interests".
Fazit:
Eine Studie wenige Monate nach der finnischen Studie, es geht also doch schnell mit der Forschung wenn der Wille und das Geld da ist. Auch wenn es wahrscheinlich eine Pharma Studie ist kann man aus dieser, wenn man sie kritisch betrachtet, nützliches herausziehen. Einfachstrangbrüche der humanen mtDNA sind somit als direkte Auswirkung belegt, FC können das was sie mit den Bakterien verursachen auch bei den Mitochondrien anrichten (vielleicht sogar mit der nDNA?). Dazu kommen wie immer zusätzlich die enzymatischen Effekte, der erhöhte ROS sowie potenziell noch unbekannte Faktoren.